Gauck für offene Debatte in der Flüchtlingskrise

Berlin · Flugzeugkatastrophe, Terror, Flüchtlingskrise: Bundespräsident Gauck blickt in seiner Weihnachtsansprache auf ein schwieriges Jahr zurück. Die bisherige Krisenbewältigung macht ihm aber Mut: „Wir haben gezeigt, was in uns steckt.“

Bundespräsident Joachim Gauck hat zu einer offenen Auseinandersetzung über Wege aus der Flüchtlingskrise aufgerufen, zugleich aber vor Hass und Gewalt gewarnt. "Brandstiftung und Angriffe auf wehrlose Menschen verdienen unsere Verachtung und verdienen Bestrafung", sagte er in seiner traditionellen Weihnachtsansprache, die am Freitagabend von ARD und ZDF ausgestrahlt wird.

Eine offen geführte Debatte sei nötig, um Lösungen zu finden, die langfristig Bestand haben und von einer Mehrheit getragen werden. "Der Meinungsstreit ist keine Störung des Zusammenlebens, sondern Teil der Demokratie", betonte Gauck. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Deutschland die Krise meistern werde. "Wir haben gezeigt, was in uns steckt - an gutem Willen und an Professionalität, aber auch an Improvisationskunst." Es müssten nun Lösungen gefunden werden, die den sozialen Zusammenhalt nicht gefährden, das Wohlergehen der eigenen Bürger berücksichtigen und die Not der Flüchtlinge nicht vergessen. Gauck würdigte zudem die vielen freiwilligen Helfer: "Sie alle sind zum Gesicht eines warmherzigen und menschlichen Landes geworden." Auch dankte er den Mitarbeitern der für die Flüchtlingshilfe zuständigen Behörden und den eingesetzten Polizisten.

Das Flüchtlingsthema stand klar im Mittelpunkt von Gaucks Ansprache, das Staatsoberhaupt erinnerte aber auch daran, dass das Jahr 2015 von Unglücken und weiteren Krisen geprägt war - von der Flugzeugkatastrophe in den französischen Alpen über die Griechenland-Krise bis zu den gewaltsamen Konflikten in Syrien oder der Ukraine. Er würdigte auch die deutschen Soldaten, die "im gefährlichen Kampf gegen die Wurzeln des Terrors eingesetzt" sind.

An Silvester wird die Neujahrsansprache von Kanzlerin Angela Merkel (CDU ) ausgestrahlt. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD ), forderte, dass beide Reden mit arabischen Untertiteln gesendet werden. Das Thema dieses Jahres seien die Flüchtlinge: "Deshalb wäre es schön, wenn die Flüchtlinge auch verstehen könnten, wie wir im Land die Situation erleben - zum Beispiel bei den Ansprachen der Bundeskanzlerin und des Bundespräsidenten zu Weihnachten und Neujahr."

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