Zuckerbrot und Peitsche für Markus Söder?

München/Berlin · Offiziell geht es bei der CSU-Herbstklausur um Sachthemen. Abseits reden die Bayern aber wohl über Finanzminister Markus Söder. Der soll Spitzenkandidat für den Bund werden, will aber nicht. Seehofer soll ihn ködern.

Äußerlich geht es auf der Herbsttagung der CSU-Landtagsfraktion in Kloster Banz und Flüchtlings- und Sicherheitspolitik. Intern aber bewegt die Politiker in Oberfranken mindestens so sehr eine brennende Personalfrage: Wer übernimmt bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr die Spitzenkandidatur? Wer geht nach Berlin, um die Republik im Sinne der CSU auf Kurs zu halten?

Die Antwort ist eng mit der Nachfolge von Parteichef und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer verbunden. Einer muss sich auf besonders intensive Diskussionen einstellen: Bayerns Finanzminister und Nürnbergs CSU-Bezirkschef Markus Söder .

Seehofer hat den Druck auf Söder auf der jüngsten Vorstandsklausur massiv verstärkt. Er brauche bestes Personal in Berlin und niemand werde sich dieser Aufgabe entziehen können, orakelte Seehofer danach. Und: Der Betreffende müsse talkshowtauglich sein. Damit konnte nur Söder gemeint sein.

Bisher wehrte sich Söder noch mit Händen und Füßen gegen die Fahrkarte nach Berlin, doch der Druck wird stärker. Die von ihm vorgebrachten Gegenargumente, nämlich Familie und landespolitische Karriereplanung, seien wenig überzeugend, gibt ein Insider die Ansicht vieler in der CSU wieder. Andererseits gibt es aber auch Stimmen, die Seehofer selbst in die Pflicht nehmen wollen. Wenn das "stärkste Pferd" nach Berlin gehen und CSU-Politik pur machen solle, dann könne das nur der Parteichef selbst, heißt es in der Berliner CSU-Landesgruppe.

Nach unbestätigten Gerüchten soll Seehofer im Falle Söders aber nicht nur mit der Peitsche, sondern auch mit Zuckerbrot arbeiten. Für den Fall, dass er das Berliner Engagement auf sich nehme, werde er ihn als Parteichef vorschlagen, soll Seehofer seinem innerparteilichen Widersacher in Aussicht gestellt haben. Das könnte schon vorzeitig auf dem nächsten CSU-Parteitag im November im Herbst passieren, oder auch erst im Zuge eines geregelten Übergangs bei den turnusmäßigen Vorstandswahlen 2017, die noch vor der Bundestagswahl stattfinden könnten.

Offen ist bei dieser Konstellation, wann und wie die Nachfolge Seehofers als Ministerpräsident geregelt werden soll. Hätte Söder in Berlin erst einmal, etwa als Bundesinnenminister, Fuß gefasst, könnte man ihn nicht gleich wieder nach München zurück beordern. Mit einer Doppelspitze aus einem in der Bundesregierung tätigen Vorsitzenden und einem Ministerpräsidenten hat die CSU unter Theo Waigel und Edmund Stoiber keine guten Erfahrungen gemacht. Seehofer selbst hatte deutlich gemacht, dass beide Ämter in einer Person vereinigt bleiben sollten.

Sollte Seehofer selbst als Spitzenkandidat antreten wollen, müsste er parallel auch seine Nachfolge regeln - ist also auch unter Druck. Genug Gesprächsstoff also, abseits der offiziellen Tagesordnung, im Kloster Banz. Und der Parteichef? Der schaue "gespannt zu, nachdem er das Feuer gelegt hat", meinte ein Teilnehmer.

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