Macron setzt auf Bürger im Herzen der Politik

Paris · Der künftige französische Präsident stellt für die Parlamentswahl im Juni zur Hälfte weitgehend unbekannte Kandidaten aus der Zivilgesellschaft auf.

Die Bewegung des künftigen französischen Staatschefs Emmanuel Macron setzt bei der Parlamentswahl im Juni auf zahlreiche Politik-Neulinge.

Von den bislang 428 Kandidaten komme mehr als jeder Zweite aus der Zivilgesellschaft und sei noch nie in ein politisches Amt gewählt worden, sagte der Generalsekretär von La République en Marche, Richard Ferrand, gestern in Paris. Macrons Partei stellte gestern den Großteil der Kandidaten für die Wahl zur Nationalversammlung am 11. und 18. Juni vor. Mit den Kandidaten werde Macrons "Versprechen einer Erneuerung" der Politik umgesetzt, sagte Ferrand. 52 Prozent von ihnen kämen aus der Zivilgesellschaft.

Nur fünf Prozent der Kandidaten seien Abgeordnete der Nationalversammlung. Das bedeute "die Rückkehr der Bürger ins Herz unseres politischen Lebens", sagte Ferrand. Unter den Kandidaten sind der bekannte Mathematiker Cédric Villani, frühere Anti-Korruptions-Richter und der Präsident eines französischen Rugby-Clubs. Eingehalten wurde auch das Versprechen einer Parität der Geschlechter: Es gibt bislang 214 Kandidaten und 214 Kandidatinnen. Ausgesucht wurden sie aus 19 000 Bewerbern.

Ex-Premierminister Manuel Valls wird nicht für Macrons Bewegung antreten. Der Sozialist erfüllt nicht die Voraussetzungen der Bewegung für eine Kandidatur, weil er schon dreimal Abgeordneter war. Allerdings dürfe man nicht "einem früheren Premierminister die Tür vor der Nase zuschlagen", sagte Ferrand. La République en Marche werde deswegen in Valls' Wahlkreis keinen Gegenkandidaten aufstellen. Valls hatte am Dienstag seine Kandidatur bei der Parlamentswahl für Macrons Bewegung angekündigt. Im Lager des neugewählten Präsidenten war das nicht mit Begeisterung aufgenommen worden: Valls ist nicht nur eng mit der Amtszeit des unpopulären Staatschefs François Hollande verknüpft. Der 54-Jährige gilt auch als Alphatier, das sich nur schwer unterordnen dürfte. Für die Parlamentswahl im Juni will La République en Marche - zuvor "En Marche" - für jeden der 577 Wahlkreise einen Kandidaten aufstellen. Die bislang nicht ausgewählten 149 Kandidaten sollen bis kommenden Mittwoch ernannt werden. Die Anmeldefrist für die Kandidaturen endet zwei Tage später, am 19. Mai. Macron hatte die Präsidentschaftswahl am vergangenen Sonntag mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen gewonnen. Seine Bewegung "En Marche", mit der er angetreten war, hatte er erst im April 2016 gegründet. Am Sonntag übernimmt der frühere Wirtschaftsminister das Präsidentenamt von Hollande.

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