Wurst und Brot mit Leidenschaft

Saarbrücken · Mit einer modernen Wurstbude am St. Johanner Markt fing alles an. Nach dem „Kalinski“ eröffneten drei Freunde vor einigen Wochen nebenan „Brot & Seele“ – eine ganz besondere Bäckerei.

 Thilo Nast, Joseph Klein und Oliver Dillinger (von links) sind stolz auf Brot & Seele. Foto: Oliver Dietze

Thilo Nast, Joseph Klein und Oliver Dillinger (von links) sind stolz auf Brot & Seele. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Der Geruch von frischgebackenem Brot zieht bis vor die Tür. Eben noch im Ofen, landet das warme Brot wenig später in der Hand des Kunden. Frisches Brot zum Abendessen . Drei Freunde gönnen das ihren Kunden: Thilo Nast, Joseph Klein und Oliver Dillinger. Vor zweieinhalb Jahren haben sie das Kalinski, eine aufgepeppte Currywurst-Bude am St. Johanner Markt in Saarbrücken gegründet. Vor wenigen Wochen eröffneten sie nebenan Brot & Seele, eine Bäckerei mit Snacks. Drei Freunde . Zwei Ideen. Ein Konzept.

Eigentlich haben alle drei mal was anderes gemacht. Thilo Nast ist Kommunikationsdesigner und handelte im Internet mit Motoren. Joseph Klein ist Betriebswirt. Oliver Dillinger Fußballtrainer. Bis Nast und Klein auf die Wurst kamen - und im April 2014 das "Kalinski" eröffneten. Sie setzen auf die traditionelle Currywurst . Aber die soll ihre eigene Note haben. Keine auf Masse gefertigte Wurst, "die schnell mal zwischen Arbeit und Freizeit bei Neonlicht in einem Container hinuntergeschlungen wird", sagt Nast. Ihr Konzept: regionale, hochwertige Produkte, mit Liebe zubereitet. Für die Currysaucen haben sie ihr Geheimrezept. Wer probieren will, bestellt am Tresen, nimmt Platz und wartet, bis sein Vorname ausgerufen wird. Das gefällt auch der "Generation Currywurst ", wie Nast sie nennt. Das sind für ihn Gäste im höheren Alter. Als die Wurst noch ohne Konkurrenz war. Also vor Pizza und Kebap.Was dem Laden fehlte: eine vegane Wurst. Da kam Oliver Dillinger ins Spiel. Seit über 20 Jahren Veganer - ein Experte. Und zufällig Nachbar von Joseph Klein. Zusammen mit Nast kreierte Dillinger ein Rezept für die vegane Alternative.

Das Kalinski brummte. Die Gründer wollten sich weiterentwickeln. Dann machten Nast und Klein Urlaub in Taiwan. Dort entdeckten sie eine jüdische Bäckerei, die ihre Waren von Hand machte. Nast war fasziniert, startete erste Brotbackversuche. Die Idee ließ ihn nicht los. Er kam zurück und wollte Bäcker werden. "Wir wussten, wenn Thilo so was sagt, meint er es ernst", sagt Dillinger lachend. Im Dezember 2015 war alles klar: Brot & Seele wird entstehen - und zwar im Laden neben dem Kalinski.

Nast und Klein brauchten dafür Verstärkung. Also machten sie Dillinger vom veganen Berater zum Personalmanager . Einfach nur eine Bäckerei wollten die drei nicht. "Wir haben vor allem überlegt, wie wir die Zeiten zwischen den Stoßzeiten nutzen können", sagt Nast. Deswegen bieten sie Sandwiches, belegte Baguettes, Salate, Kaffee und Bio-Limonaden an. Fehlte nur noch ein richtiger Bäcker - Nast selbst. Er begann mit einer Bäckerlehre, die er bis Juni abschließen will. "Wichtig ist uns: Wir wollen die Rezeptur und die Qualität selbst bestimmen und nicht auf Dritte angewiesen sein", sagt Nast. Fast täglich steht er in der Backstube und bereitet vor den Gästen Brote und Baguette zu. Das Gute für ihn: Er muss sich nicht die Nacht um die Ohren schlagen. Andere Bäcker machen ihren Teig nachts - Nast schon am Abend zuvor. Sein Teig enthält weniger Hefe, geht über Nacht und hält sich bis zu 48 Stunden frisch. So fangen die Ersten im Brot & Seele erst um 6 Uhr an zu arbeiten. Und es gibt den ganzen Tag warmes, frisches Brot . "Ich kenne das noch aus meiner Kindheit", sagt Nast. Aber der Wert eines warmen Brotes sei in der heutigen Schnelllebigkeit fast verloren gegangen.

"Bäcker? Rostwurstbude? Die machen doch alle zu. Warum macht Ihr denn auf? Ich gebe Euch maximal drei Wochen." Sätze wie diese hörten die Gründer schon vor drei Jahren, als viele nicht an den Erfolg des Kalinskis glaubten. Heute, rund vier Wochen nach der Eröffnung von Brot & Seele, lieben die Gäste auch diesen Laden. Dabei haben die drei das Rad nicht neu erfunden, springen auf keinen Trend auf. "Wir suchen uns Alteingesessenes, das nicht mehr angreifbar ist, und versuchen das aufzupeppen", sagt Nast. In ihren Köpfen reifen schon weitere Ideen heran. Nicht stehen bleiben. Das ist den Gründern wichtig. "Was können wir denn als nächstes machen, was noch gerade am Aussterben ist?", fragt Thilo seine beiden Kollegen.

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