Der Götter Speise

Saarbrücken · Ruth Rousselange schätzt ein liebevoll gebackenes Brot. Denn es macht nicht nur satt, sondern auch zufrieden.

Der Duft von frisch gebackenem Brot erinnert mich an meine Kindheit. Vermutlich, weil er so etwas Warmes und Wohliges, was Behütendes und Beruhigendes hat. Rieche ich diesen herrlichen Backduft, bin ich automatisch gut gelaunt und gehe optimistisch durch den Tag. Am St. Johanner Markt verkaufen sie nun nicht nur Brot, sondern auch Seele. Bäckereibesitzer Thilo Nast behauptet, in seinen Broten steckten nicht nur Mehl, Salz, Hefe und Wasser, sondern auch Leidenschaft und viel, viel Zeit, damit der Teig über Nacht quasi zur optimalen Reife finde. Den Leuten hier scheint Nasts Backwerk jedenfalls zu schmecken. Man kann von Glück reden, dringt man überhaupt in die kleine Backstube vor und darf aus den angebotenen Leckereien auswählen. Die Seelen sind übrigens Stangen mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen. Überhaupt machen Kräuter und weitere, eher ungewöhnliche Zutaten, den besonderen Geschmack dieser Brote aus. Schon mal "Apfelblüte" probiert? Das schmeckt tatsächlich, wie es heißt, weil auch Apfel drin ist und dazu noch Zimt. Und wo hat Nast, der auch das neben "Brot & Seele" befindliche "Kalinski - Wurstwirtschaft und Gin Bar" betreibt, sein Backhandwerk gelernt? Unter anderem bei Stefan Anstadt aus dem Bliesgau. Auch er ein unbestrittener Meister der mit Kräutern und Nüssen verfeinerten Brote. Gutes Brot backen, ist eine Kunst und sein Verzehr ein Genuss. Es macht nicht nur satt, sondern zufrieden. Ein scheinbar einfaches Lebensmittel, in das man aber wohl wirklich Hingabe und Liebe investieren muss, damit es rundum gelingt. Brot wird geteilt, seine Krumen können helfen, aus einem Wald herauszufinden oder hungrige Vögel sättigen. "Es ist das Brot, das einen warm hält und nicht der Pelz", sagen die Russen. Ist der Tag anstrengend und ich bedarf einer Aufheiterung, betrete ich die kleine Backstube und kaufe mir zwei Tüten mit dem Aroma unbeschwerter Tage…

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