Experten geben Tipps Hohe Inflation frisst Erspartes im Eiltempo auf – wie können wir unser Vermögen schützen?

Saarbrücken · Die schwindelerregende Teuerungsrate liegt um ein Vielfaches höher, als es bei der Bank an Zinsen für Guthaben gibt. Das zehrt gewaltig an den Rücklagen. Doch gibt es überhaupt eine Chance, dem Verlust zu entgehen? Ein Finanzexperte gibt Tipps.

 Die Inflation aufgrund in erster Linie exorbitant steigender Energiepreise knabbert gewaltig an den Ersparnissen.

Die Inflation aufgrund in erster Linie exorbitant steigender Energiepreise knabbert gewaltig an den Ersparnissen.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Über sieben Prozent: So hoch ist derzeit die Inflationsrate in Deutschland. Preiserhöhungen auf breiter Front reduzieren die Kaufkraft des Geldes.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will da entgegensteuern. Nach mehr als einem Jahrzehnt hat sie die Zinswende eingeleitet. So verkündete am 21. Juli die EZB-Präsidentin Christine Lagarde, den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte zu erhöhen – mehr als erwartet. Zugleich kündigte sie weitere Erhöhungen der Leitzinsen an.
Wie sich die Inflationsrate entwickelt, kann noch niemand sagen. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa wie die EZB nun weiter vorgeht. Aber auch, ob es eine Lohn-Preis-Spirale gibt. Oder wie lange der Krieg in der Ukraine noch dauert.

Die EZB-Entscheidung läutet die Zinswende und den Abschied von Nullzinsen für Sparer ein. Doch vorerst geht die Teuerung weiter. Die Situation ist nicht zuletzt für Sparer schwierig. Denn die Inflation führt auch ein Stück weit zu einer Entwertung der Ersparnisse

Wie können Anleger ihr Vermögen vor der Inflation schützen?

„Standardlösungen gibt es nicht“, so Wirtschaftsprofessor Michael Heuser vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA).Heuser rechnet damit, dass die Inflationsrate noch über Jahre hinweg über den Zinsen liegen wird – und so die Kaufkraft und damit auch das Vermögen auf Sparkonten und in anderen eher renditeschwachen Finanzprodukten massiv schrumpft. „Aber mit klugen Entscheidungen auf Basis kompetenter Beratung von unabhängiger Seite lässt sich das ein Stück weit auffangen“, so Heuser.

Wie können Sparer gegensteuern?

„Eine Möglichkeit ist, zu schauen, ob und wie Umschichtungen sinnvoll und möglich sind“, sagt Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW. Dabei sollte man Kosten im Blick behalten. Sparer können ihr Vermögen etwa vom klassischen Sparbuch oder Festgeldkonto in einen ETF umschichten. Die Abkürzung steht für Exchange Traded Funds – also an der Börse gehandelte Fonds.

ETFs bilden einen Index nach, es gibt keinen Fondsmanager, der das Produkt aktiv managt. In der Regel sind sie also kostengünstig. Zudem versprechen sie eine gewisse Sicherheit. Zwar unterliegen auch ETFs Kursschwankungen. Doch rechtlich gehören sie zum Sondervermögen. Das heißt, im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft sind die ETF-Anteile nicht betroffen – das Geld der Anleger ist also sicher.

Experte rät bei Vermögen: Risiken vermeiden

Überlegen Sparer, ihr Vermögen umzuschichten, sollten sie jedoch nicht alles auf eine Karte setzen. „Sonst wäre man davon abhängig, dass genau diese eine spezielle Geldanlage gut läuft“, warnt Scherfling.

Wer beispielsweise all sein Geld in eine Immobilie steckt, um diese als Kapitalanlage zu vermieten, geht ein hohes Risiko ein. Das Investment kann etwa scheitern, wenn ein Vermieter dann statt an einen zuverlässig zahlenden Mieter an einen Mietnomaden gerät. Gleiches gilt bei Pfusch am Bau – wenn man also unerwartet ständig Geld nachschießen muss, um Mängel am Haus zu beheben.

Also besser sein Vermögen über verschiedene Anlageklassen zu streuen. „Damit reduziert man ein Stück weit systematisch das Risiko“, so Scherfling. Denkbar ist eine Portfolio-Mischung aus einlagegesicherten Produkten – etwa ETFs oder herkömmlichen Investmentfonds – und Sachwerten wie einer Immobilie.

Verögensanlage: Angebote kritisch vergleichen

Ebenfalls denkbar ist, Gold dem Portfolio beizumischen. Allerdings sollte Anlegern dabei eines klar sein: Der Kurs von Gold hat sich in den vergangenen Jahren zwar meist gut entwickelt, er kann aber erheblichen Schwankungen unterliegen. „Auch wenn Gold weder Zinsen noch Dividenden abwirft, kann nach einer alten Faustregel eine Beimischung von um die zehn Prozent ratsam sein“, erklärt Heuser.

Ansonsten gilt: Vorsicht bei riskanten Finanzprodukten. Sie stellen scheinbar attraktive Renditen in Aussicht. Doch: „Anlegerinnen und Anleger sollten immer schauen, dass sie bei der Suche nach einer Nettorendite, die zumindest ausreicht, um die Inflation auszugleichen, nicht bei Produkten landen, wo das eingesetzte Geld am Ende verloren sein kann“, warnt Scherfling. Also immer ausreichend Zeit nehmen und verschiedene Angebote miteinander vergleichen.

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