Urabstimmung in der Hauptferienzeit geplant Piloten-Streik könnte das bisherige Chaos an deutschen Flughäfen noch zuspitzen

Frannkfurt · Die Piloten-Gewerkschaft Cockpit bereitet die Urabstimmung zu einem unbefristeten Streik bei der Lufthansa vor. Grund sind die bisherigen Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag, die feststecken. So droht Urlaubern in der Hauptreisezeit zu den schon herrschenden Schwierigkeiten weiteres Ungemach.

 Droht ein Streik der Piloten bei der Lufthansa in der Hauptreisezeit?

Droht ein Streik der Piloten bei der Lufthansa in der Hauptreisezeit?

Foto: dpa/Boris Roessler

Mitten in der Hauptreisezeit steigt bei der Lufthansa die Streikgefahr. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) will unter den rund 5000 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa und der Frachttochter Lufthansa Cargo eine Urabstimmung starten, wie aus einem internen Papier hervorgeht, das der Deutschen Presseagentur (dpa) vorliegt. Bei einer Zustimmung wären unbefristete Streiks möglich.

Ein Lufthansa-Sprecher erklärte, dass man weiterhin eine Lösung am Verhandlungstisch anstrebe. An dem verabredeten Verhandlungsplan halte man fest. „Wir wollen gemeinsam zukunftsfähige Lösungen erarbeiten, die sowohl die erhöhte Inflation als auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens berücksichtigen.“ Auch die VC betonte ihre weitere Gesprächsbereitschaft.

Warum laufen Vorbereitungen auf einen Streik bei der Pilotenvereinigung Cockpit?

Grund für die Streikvorbereitungen der VC sind die nach sechs Verhandlungsrunden festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Dem Schreiben zufolge hat Lufthansa bislang kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt. Die VC verlangt nach eigenen Angaben unter anderem Gehaltssteigerungen von fünf Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr. Sie hatte den laufenden Vertrag zum 30. Juni gekündigt.

Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden dürfen, die dem Konzerntarifvertrag unterliegen.

Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Airline soll im Europa-Verkehr wesentliche Aufgaben der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen.

Engpässe bereits seit Wochen wegen Mangel bei Bodenpersonal

Schon seit Wochen kommt es wegen Engpässen beim Personal in erster Linie am Boden, aber auch in der Luft zu Verspätungen und Annullierungen. Bei der Abfertigung, der Sicherheitskontrolle sowie beim Gepäck gibt es massive Probleme. Neue Mitarbeiter sollen aus der Türkei angeworben werden. Experten gehen aber davon aus, dass die angespannte Lage so schnell nicht in den Griff zu bekommen sei. Allein die Lufthansa hatte für die Sommermonate Juli und August an die 6000 Flüge gestrichen.

Auch in Saarbrücken stockte es. Insbesondere beim Ferienflieger Smartlynx gibt es Turbulenzen, die ein Unternehmenssprecher in erster Linie auf technische Probleme und Verzögerungen an anderen Airports zurückführt. Er versicherte, dass an Konzepten gearbeitet werde, um die Pannen in den Griff zu bekommen. Zuletzt mussten Passagiere von Ensheim nach Hahn im Hunsrück ausweichen, um ihren Flug auf die Kanarische Insel Teneriffa antreten zu können. Die baltische Fluglinie Smartlynx ist Partner des Urlaubsanbieters Tui.

Saarbrückens Flughafensprecher Ludwin Vogel hatte mehrfach darauf verwiesen, dass der Betreiber rechtzeitig für ausreichend Personal am Airport gesorgt habe. Wenn Starts und Landungen verschoben oder gecancelt werden, liege dies nicht in Verantwortung des Airports.

Am Freitag beginnen nicht nur im Saarland die Sommerferien. Auch im benachbarten Rheinland-Pfalz sowie in Hessen ist letzter Schultag. Dann rechnet Frankfurts Flughafenbetreiber Fraport mit dem größten Passagieraufkommen seit der Corona-Pandemie. Bis zu 200 000 Reisende pro Tag werden erwartet.

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