Alle Infos zum Autobauer Ford – 100 Jahre Automobil-Geschichte in Deutschland

Der Name Ford steht wie kaum ein zweiter für die Geschichte des Automobils. Das Unternehmen von Henry Ford ist dabei über die USA hinaus eine Institution – auch die deutsche Automobilindustrie hat Ford in 100 Jahren nachhaltig geprägt.

Firmengründer Henry Ford ist aus wirtschaftsgeschichtlicher Sicht der Gründungsvater der industriellen Massenproduktion in den Vereinigten Staaten. Damit ist sein Name eng mit dem Aufstieg der USA zur weltweit führenden Industrienation verknüpft. Als junger Ingenieur startete er seine Karriere im Dienste einer weiteren amerikanischen Ikone, nämlich Thomas Alva Edison, der bekanntermaßen die elektrische Glühbirne erfunden hat. Bereits 1898 gründete Ford, mit der Detroit Automobil Company, sein erstes eigenes Unternehmen – und scheitert. Doch die Henry-Ford-Erfolgsstory erhielt durch den frühen Rückschlag lediglich einen kleinen Dämpfer. 1903 gründete er schließlich die Ford Motor Company – ein Unternehmen, das Automobil- und Industriegeschichte schreiben sollte.

Ford begründet mit dem Modell T die Massenproduktion

Henry Fords Geschäftsidee lässt sich auf eine einfache Formel reduzieren, ein erschwingliches Auto für jedermann zu produzieren. Das Automobil sollte vom „Luxusgut“ und „Technik-Spielzeug für Wohlhabende“ zu einem massentauglichen Alltagsprodukt werden.

Dabei setzte er mit dem legendären Modell T, das ab 1908 produziert wurde, Maßstäbe. Ford entwickelte, um günstige Automobile herstellen zu können, die Massenproduktion mit immer gleichen Normteilen weiter. Grundsätzlich geht dieses Konzept auf den Landmaschinenhersteller Eli Whitney um 1793 zurück.

Das Modell T war das erste Fahrzeug, das am Fließband produziert wurde. Um die Kosten zu senken, waren alle produzierten Exemplare schwarz. Diesem Umstand ist das bekannte Zitat geschuldet: Kunden können den Wagen in allen Farben bekommen – solange diese schwarz sei. Bis 1927 entstanden über 15 Millionen Exemplare des Modells T.

Ford-Belegschaft in Saarlouis im Arbeitskampf:  Fotos - Entscheidung gegen Saarland
128 Bilder

Entscheidung ist gefallen: Fotos von der Ford-Belegschaft im Arbeitskampf

128 Bilder
Foto: Ruppenthal

Später baute das Unternehmen auch Traktoren, Flugzeuge und Lastwagen. Im Laufe der Zeit verbuchte Ford zahlreiche Unternehmensübernahmen und -Wiederverkäufe. Zudem gründete das Unternehmen in zahlreichen Ländern Niederlassungen, so auch in Deutschland, wo Ford 1925 mit einer ersten Produktionsstätte seine Präsenz begründete.

Einen ersten Dämpfer erhielt die Erfolgsgeschichte des Unternehmens in den 2000er-Jahren, als man durch eine verfehlte Modellstrategie in den USA Marktanteile einbüßte. Mit einem Sanierungskonzept gelang zunächst die Stabilisierung des Konzerns.

Diese Automarken gehören zu Ford

Ford ist derzeit der sechstgrößte Automobilhersteller weltweit. Der Autohersteller hat zahlreiche größere und kleinere Automobilmarken im Laufe seiner Unternehmensgeschichte in seinen Besitz gebracht und teilweise an andere Autohersteller weiterverkauft.

  • Im Jahr 2022 gehören neben der Stammmarke Ford die gehobene Marke Lincoln und die ursprünglich brasilianische Marke Troller zum Unternehmen.
  • Etliche Unternehmensbeteiligungen, wie etwa an der Automobilvermietung Hertz, wurden im Laufe der vergangenen Jahre im Zuge der Unternehmenssanierung abgegeben – auch, weil das Management die Losung ausgegeben hat, sich wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren zu wollen.
  • Bekannte Marken, die zeitweilig zu Ford gehörten, waren etwa Volvo oder Jaguar, einschließlich Land-Rover.
  • Es gab in der Vergangenheit auch Beteiligungen unter anderem an Mazda, Rover oder Aston Martin.
  • Die zu Ford gehörende Marke Mercury wurde 2010 eingestellt.
  • Auch Marken die Marke Lanchester gehörte in der Vergangenheit zum Unternehmen.

Ist Ford ein deutsches Auto?

Die Frage lässt sich mit einem Jein beantworten. Zunächst einmal ist Ford ein amerikanisches Unternehmen. Allerdings ist das deutsche Tochterunternehmen seit fast 100 Jahren Teil der Industriegeschichte in Deutschland.

Im Jahr 1925 gründete Henry Ford in Berlin das deutsche Tochterunternehmen Ford Motor Company. Bereits 1930 erfolgte der Umzug nach Köln. Das Stammwerk steht in Köln-Niehl immer noch an gleicher Stelle. Seit 1998 ist dies auch die Zentrale von Ford of Europe. Ein Entwicklungs- und Ersatzteilzentrum steht in Köln-Merkenich, daneben existiert noch ein Werk im saarländischen Saarlouis.

Im Laufe dieser langen Geschichte wurden hier auch Modelle exklusiv für den europäischen Markt produziert, die entsprechend nicht im Stammland USA erhältlich waren. So lief etwa im Jahr 1932 die zweite Generation des Modell B als „Ford Rheinland“ in Köln vom Band. 1935 folgte der Ford Eifel, ab 1939 das Modell Taunus. Im „Dritten Reich“ bauten die Ford-Werke Fahrzeuge für die Wehrmacht, größtenteils ohne Ford-Logo, stattdessen mit dem Kölner Dom als Markenlogo.

Diese Modelle baut Ford in Deutschland

In Köln läuft der Ford Fiesta bereits in der achten Generation vom Band. Der Kleinwagen ist seit 1976 im Programm des Autobauers. Die aktuelle achte Generation stammt in ihrer Entwicklung aus dem Jahr 2017. Im Werk Köln entstehen auch „Ein-Liter-EcoBoost“-Motoren für verschiedene Modelle.

 Ford beginnt mit der Umgestaltung des Kölner Werkgeländes für sein Electrification Center. Animation des neuen Gebäudes in Köln-Niehl (Archivbild).

Ford beginnt mit der Umgestaltung des Kölner Werkgeländes für sein Electrification Center. Animation des neuen Gebäudes in Köln-Niehl (Archivbild).

Foto: Ford-Werke GmbH

Die ersten europäischen Elektroautos des Konzerns sind für 2023 geplant. Sieben Jahre später sollen schließlich keine „Verbrenner“ mehr produziert werden. In diesem Zusammenhang investiert das Unternehmen rund eine Milliarde US-Dollar in den Standort am Rhein. Überdies besitzt Ford in Aachen das einzige Forschungszentrum der Marke außerhalb der USA. Dort werden jene E-Autos entwickelt, die später insbesondere in Köln gebaut werden sollen.

Im Werk Saarlouis wird das Kompaktklasse-Modell Focus gefertigt. Das aktuelle Modell wurde 2018 aufgelegt und ist seit 1998 bereits in der vierten Generation. Andere Modelle für den europäischen Markt entstehen derzeit im spanischen Valencia, im rumänischen Craiova sowie bis vor wenigen Jahren in Indien.

Keine Zukunft für Ford in Saarlouis

Ford hat in den vergangenen Jahren Werke in Europa geschlossen und Arbeitsplätze abgebaut. Dabei scheut das Unternehmen auch vor einer langen Werktradition nicht zurück, wie etwa im belgischen Genk, wo im Jahr 2014 nach 51 Jahren die Tore endgültig geschlossen wurden. Derzeit werden noch an vier Standorten in Europa Ford-Modelle produziert.

Auch in Deutschland plant das Unternehmen, tausende Arbeitsplätze zu streichen. Hintergrund des Sparkurses sind nach Unternehmensangaben die sinkenden Umsatz- und Absatzzahlen sowie der anstehende Wechsel auf die Elektromobilität.

Im Sommer 2022 bekam das spanische Werk in Valencia den Zuschlag für die Produktionen neuer Elektromodelle. Demgegenüber hat das Werk in Saarlouis, wo bisher rund 5000 Menschen arbeiten, das Nachsehen. Die Zukunft der Ford-Produktion im Saarland steht damit auf der Kippe. Von einer möglichen Schließung wären auch zahlreiche Zulieferer betroffen.

Noch bis 2025 soll in Saarlouis die Produktion des Ford Focus laufen. Wie es danach weitergeht, war im Juni noch unklar. Dennoch zeichnete sich eine Tendenz ab: Nach einem denkwürdigen Auftritt von Kieran Cahill, Vize-Präsident von Ford-Europa, im saarländischen Landtag stehen die Zeichen auf Schließung. Da der Auto-Manager jedwede Aussage verweigert hatte, geht Wirtschaftsausschuss-Mitglied Timo Ahr (SPD) von einer schnellen Abwicklung des Standorts in Saarlouis aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort