Führungswechsel Hartmann wird Chef der Saar-Stahlkonzerne

Völklingen/Dillingen · Der Energiemanager Tim Hartmann soll in der saarländischen Stahlindustrie das Ruder übernehmen. Er ist an der Saar kein Unbekannter.

 Die Dillinger Hütte ist einer der weltgrößten Grobblech-Produzenten, Saarstahl setzt auf Drähte und Stäbe.

Die Dillinger Hütte ist einer der weltgrößten Grobblech-Produzenten, Saarstahl setzt auf Drähte und Stäbe.

Foto: Dillinger Hütte

An der Spitze der saarländischen Stahlindustrie wird es in diesem Jahr zu einem Generationswechsel kommen. Der Sprecher des Vorstands von Dillinger Hütte und Saarstahl, Fred Metzken (62), wird aus diesen Ämtern Ende August ausscheiden. Zudem wird Michael Müller (63), Vorsitzender der Geschäftsführung der Holding SHS – Stahl-Holding-Saar, dieses Amt ebenfalls Ende August aufgeben. Für alle drei Positionen ist Tim Hartmann (49) vorgeschlagen. Das geht aus einer SHS-Mitteilung hervor. Hartmann ist an der Saar kein Unbekannter. Er war etliche Jahre Vorstand des Saarbrücker Versorgungsunternehmens VSE.

Müller und Metzken wollen „den aus ihrer Sicht anstehenden Generationswechsel an der Spitze der saarländischen Stahlindustrie ermöglichen und eine zukunftsweisende Nachfolgeregelung vorbereiten und aktiv unterstützen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Personal-Entscheidung müssen die jeweiligen Aufsichtsräte noch zustimmen. Diese tagen Anfang März.

Hartmann war von Anfang 2008 bis Mitte 2014 zusammen mit Leo Petry VSE-Vorstand. Danach wurde er Vorstandsvorsitzender des Versorgungs-Konzerns Envia Mitteldeutsche Energie (Chemnitz) und Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Mitgas Mitteldeutsche Gasversorgung (Kabelsketal bei Halle). Die Envia-Mehrheit hält die Essener RWE-Schwestergesellschaft Innogy, die auch bei der VSE mehr als 50 Prozent der Aktien besitzt. Die restlichen Envia-Anteile befinden sich in kommunaler Hand. Die Gruppe beschäftigt rund 3500 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von knapp fünf Milliarden Euro.

Seinen engsten Kontakt zur saarländischen Stahlindustrie hatte Hartmann, als er im Jahr 2011 als VSE-Vorstand den Block 3 des Kraftwerks Ensdorf an Saarstahl und die Saarschmiede verpachtete, um den Fortbestand der Stromfabrik zu sichern. Im vergangenen Jahr wurde dieser Vertrag jedoch von Saarstahl gekündigt und das Kraftwerk zum Jahresende geschlossen.

Michael Müller will sich zunächst nur aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Den Vorsitz in den Aufsichtsräten der Dillinger Hütte und von Saarstahl will er vorerst behalten, wie er unserer Zeitung auf Anfrage bestätigte. Auch seinen Sitz im Kuratorium der Montan-Stiftung-Saar will er zunächst nicht zur Verfügung stellen. Die Montan-Stiftung hält 100 Prozent an der Stahlholding SHS. Ein wichtiger Stiftungszweck ist „die Förderung und Stärkung der Stahlindustrie an der Saar“.

 Tim Hartmann soll der neue starke Mann an der Spitze der Saar-Stahlindustrie werden.

Tim Hartmann soll der neue starke Mann an der Spitze der Saar-Stahlindustrie werden.

Foto: Oliver Dietze
Fred Metzken ist seit rund zwei Jahren oberster Stahlmanager an der Saar.

Fred Metzken ist seit rund zwei Jahren oberster Stahlmanager an der Saar.

Foto: SHS/Dillinger Hütte
 Michael Müller bleibt auch weiterhin Aufsichtsratschef beider saarländischer Stahlunternehmen.

Michael Müller bleibt auch weiterhin Aufsichtsratschef beider saarländischer Stahlunternehmen.

Foto: Oliver Dietze

Fred Metzken ist seit mehr als zwei Jahren Vorstandssprecher von Dillinger Hütte und Saarstahl. Er löste seinerzeit Karlheinz Blessing ab, der seit Anfang 2016 Personalvorstand des VW-Konzern ist. Allerdings wurde er nicht wie Blessing Vorstandsvorsitzender, sondern „Erster unter Gleichen“, wie er es auszudrücken pflegt. Dieses Führungsmodell soll auch in Zukunft beibehalten werden, falls Hartmann Metzkens und Müllers Nachfolger wird. Zuvor war der gelernte Wirtschaftsprüfer Metzken Finanzvorstand beider Stahlkonzerne. Er übernahm das Ruder in schwierigen Zeiten. Die Ertragslage beider Unternehmen war 2016 alles andere als gut. 2017 sah es ersten Angaben zufolge wieder besser aus. Dennoch musste er im vergangenen Jahr die Einmottung der neuen Saarschmiede nach nur sieben Jahren Betrieb entscheiden und durchsetzen, was den Verlust von 430 Arbeitsplätzen zur Folge hatte.

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