Nach den ersten Verhandlungen Noch große Differenzen bei Tarifrunde am Bau

Wiesbaden/Saarbrücken · Der Saar-Gewerkschaftsvertreter verteidigt die Forderungen. Er will vor allem, dass die Fahrt zur Baustelle voll bezahlt wird.

 Markus Andler, Vize-Regionalleiter der Baugewerkschaft.

Markus Andler, Vize-Regionalleiter der Baugewerkschaft.

Foto: Lothar Warscheid

 Beim Auftakt der Tarifverhandlungen für die deutschlandweit rund 800 000 Beschäftigten des Bauhauptgewerbes sind in Wiesbaden große Differenzen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern deutlich geworden. Die IG Bau-Agrar-Umwelt (BAU) verlangte gestern neben einer Steigerung beim Gehalt um sechs Prozent noch ein volles 13. Monatsgehalt und die bezahlte Anerkennung der Wegezeit zu den Baustellen. Die Arbeitgeber wehren sich insbesondere gegen die Anrechnung der Anfahrtszeiten. Dies würde die verfügbare produktive Arbeitszeit um ein Achtel verringern und damit in der Hochkonjunktur das größte Fachkräfte-Abbauprogramm seit Einführung der Rente mit 63 Jahren auslösen, argumentierte der Verhandlungsführer Frank Dupré. Auch die Lohnforderung sei zu hoch, weil sie die Leistungsfähigkeit vieler Betriebe übersteige. Die Gespräche sollen am 28. Februar in Berlin fortgesetzt werden.

Der stellvertretende Bezirksleiter Rheinland-Pfalz-Saar der Bau-Gewerkschaft, Markus Andler, verteidigt hingegen die Forderungen. Vor allem die Anrechnung der Anfahrtszeiten sei gerechtfertigt. Viele Arbeitnehmer seien inzwischen bis zu 14 Stunden von zu Hause weg, um acht Stunden zu arbeiten. Dies sei nicht hinnehmbar. „Die Einsatzgebiete werden bei vielen Baufirmen immer größer“, sagt Andler. Auf der anderen Seite seien die Arbeitgeber aus Kostengründen immer seltener bereit, ihren Mitarbeitern in der Nähe der Baustellen eine Unterkunft und Spesen zu zahlen. Diese sehe der Tarifvertrag ab einer Anfahrtszeit von mehr als 75 Minuten vor.

Auch die Entgeltforderung der Gewerkschaft von sechs Prozent mehr hält Andler für gerechtfertigt. „Die meisten Firmen legen mit Aufträgen zu und verdienen sich dumm und dusselig“, sagte er. Daher sei ein kräftiger Schuss aus der Lohnpulle mehr als begründet. Dies gelte ebenso für die Forderung nach dem 13. Monatsgehalt, das am Bau in früheren Zeiten schon einmal gezahlt worden sei.

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