Viele Patienten fühlen sich im Stich gelassen

Berlin · Das deutsche Gesundheitssystem ist für viele Kranke verwirrend. Innerhalb eines Jahres suchten rund 80 000 Menschen Hilfe bei der Unabhängigen Patientenberatung.

Streit um Leistungen, rechtliche Fragen und Geldforderungen von Kassen und Ärzten sorgen bei Patienten in Deutschland für Unsicherheit und Beratungsbedarf. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Jahresbericht der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) hervor. Bewertet wurden rund 80 000 Anfragen zwischen April 2014 und März 2015. Insgesamt sieht die UPD Patienten im Gesundheitssystem oftmals alleingelassen. "Viele Kranke trauen sich nicht, bei Meinungsverschiedenheiten mit Krankenkassen oder Ärzten ihre Belange zu vertreten", sagte Geschäftsführerin Stephanie Jahn. Den Bürgern machten dabei vor allem Probleme mit den Krankenkassen zu schaffen. So gehe es in mehr als jedem dritten Beratungsgespräch darum, welche Leistungen abgedeckt werden. Wichtigster Aspekt sei dabei mit Abstand das Krankengeld.

In rund 20 Prozent der Fälle geht es dem Bericht zufolge um die Rechte von Patienten . Besonders die Frage, ob sie nach einer mutmaßlichen Fehlbehandlung ihre Krankenakte einsehen dürfen, spiele eine große Rolle, hieß es. Dies stehe rechtlich jedem zu. "Trotzdem wird Einsicht von Arztpraxen und Krankenhäusern immer wieder verwehrt", sagte Jahn. Betroffene könnten sich dann bei der Ärztekammer beschweren oder den Rechtsweg beschreiten. Davor schreckten aber viele zurück.

Über finanzielle Fragen wie Zuzahlungen und Forderungen von Kassen und Ärzten werde bei jeder neunten Beratung gesprochen. Dabei seien Schulden bei der Kasse das Hauptthema. Gerade Selbstständige, die freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung sind, litten darunter.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU ), versicherte, er nehme Hinweise der UPD sehr ernst und prüfe, "wo eventuell Handlungsbedarf besteht". Notwendig seien starke und informierte Patienten . Zugleich wies er darauf hin, dass einige Probleme, die in der Vergangenheit aufgezeigt worden waren, bereits angegangen wurden. So habe etwa das Versorgungsstärkungsgesetz Probleme beim Krankengeldbezug, beim Einholen einer ärztlichen Zweitmeinung oder hinsichtlich der Wartezeiten auf einen Arzttermin aufgegriffen.

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