"Viele Patienten sind unsicher und verängstigt"

Herr Dr. Hauptmann, laut der TK-Studie fühlen sich manche Patienten in die Entscheidungen ihres Arztes nicht richtig einbezogen. Können Sie das nachvollziehen?Hauptmann: Das kommt sicherlich im Einzelfall vor. Aus Arztsicht weiß ich aber auch nicht immer, wer wie intensiv eingebunden werden will. Bei einem Großteil der Patienten kann man das einschätzen

Herr Dr. Hauptmann, laut der TK-Studie fühlen sich manche Patienten in die Entscheidungen ihres Arztes nicht richtig einbezogen. Können Sie das nachvollziehen?

Hauptmann: Das kommt sicherlich im Einzelfall vor. Aus Arztsicht weiß ich aber auch nicht immer, wer wie intensiv eingebunden werden will. Bei einem Großteil der Patienten kann man das einschätzen. Manche möchten das aber auch nicht und fragen am Ende der Beratung schlicht: Was soll ich nun tun? Andererseits gilt auch: Jeder Arzt ist unterschiedlich. Manche Kollegen reden mit den Patienten nicht besonders ausführlich. Die suchen dann andere Ärzte auf, um sich eine zweite Meinung einzuholen oder weil man ihnen etwas gar nicht erklärt hat.

Sie haben es angedeutet: Manche Patienten wollen eine klare Ansage vom Arzt, weil sie sich sagen, der muss das jetzt richten.

Hauptmann: Es geht dabei um Folgendes: Man suggeriert der Bevölkerung von Seiten der Medien, aber auch von Seiten der Ärzte, dass alles machbar ist. Von überall strömen Pseudoinformationen auf die Patienten ein, was es für Krankheiten gibt und was man dagegen tun kann. Dadurch wird der Einzelne sehr unsicher und verängstigt. Viele kommen aus medizinischer Sicht - nachträglich betrachtet - unnötigerweise in die Praxis, weil so oft Hiobsbotschaften verbreitet werden. Wir haben dann Mühe, die Patienten zu beruhigen.

Könnte die hohe Zahl der Arztbesuche - 18 im Jahr - nicht auch damit zusammenhängen, dass Ärzte an den Patienten verdienen?

Hauptmann: Es gibt sicherlich auch schwarze Schafe unter den Ärzten. Je mehr Patienten ich habe, desto höher ist mein Budget im darauffolgenden Jahr. Das neue Honorarsystem schafft den Anreiz, Patienten häufiger zu bestellen.

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