Mixa holt zum Rundumschlag aus

München. Walter Mixa wählte für sein Empfinden beim Unterzeichnen seines Rücktrittsgesuchs ein Bild, das die Gläubigen in der katholischen Kirche offenbar erschrecken soll. "Der Druck, unter dem ich die vorgefertigte Resignation unterschrieben habe, war wie ein Fegefeuer", sagte der frühere Bischof von Augsburg zwei Monate nach seinem Rücktritt der Zeitung "Die Welt"

 Walter Mixa möchte zurück auf den Bischofsstuhl. Foto: dpa

Walter Mixa möchte zurück auf den Bischofsstuhl. Foto: dpa

München. Walter Mixa wählte für sein Empfinden beim Unterzeichnen seines Rücktrittsgesuchs ein Bild, das die Gläubigen in der katholischen Kirche offenbar erschrecken soll. "Der Druck, unter dem ich die vorgefertigte Resignation unterschrieben habe, war wie ein Fegefeuer", sagte der frühere Bischof von Augsburg zwei Monate nach seinem Rücktritt der Zeitung "Die Welt". Doch mit seinem Angriff auf die führenden Köpfe des deutschen Klerus zeigte Mixa nicht nur, dass die vom Fegefeuer versprochene Läuterung bei ihm offenbar nicht eingetreten ist. Er manövrierte sich damit weiter ins Abseits und wird nun unverhohlen als krank dargestellt.

Mixa griff im Interview alle an, die unter den deutschen Bischöfen und in seinem früheren Bistum maßgeblich etwas zu sagen haben. Sein Vorwurf: Mit Hilfe eines inzwischen als falsch erwiesenen Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs sei er in einer Intrige gegen seinen Willen aus dem Amt herausgedrängt worden. So habe der Augsburger Weihbischof Alfons Lohsinger den Missbrauchsvorwurf in der Presse lanciert. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sowie Münchens Erzbischof Reinhard Marx hätten ihm nicht zur Seite gestanden. "Stattdessen sind sie zum Papst geeilt und haben ihm als Trumpf den sogenannten Missbrauchsfall vorgetragen, der de facto auf nicht mehr beruhte als auf sechs handschriftlichen Sätzen einer höchst dubiosen hingekritzelten Notiz." Er prüfe nun, gegen seinen erzwungenen Rücktritt im Vatikan vor Gericht zu gehen.

Doch Mixa scheint sich mit seinem Rundumschlag auf dünnem Eis zu bewegen. Bekannt wurde der falsche Missbrauchsverdacht nämlich erst, als er schon längst zurückgetreten war. Der Grund für den Rücktritt waren vielmehr Berichte über sadistische Prügelattacken gegen Waisenkinder und finanzielle Unregelmäßigkeiten durch den Geistlichen - für beides gibt es glaubwürdige Belege. Außerdem warf Mixa Zollitsch und Marx vor, statt ihn zum Rücktritt zu zwingen, hätten sie ihm auch eine Auszeit nahelegen können - genau dies hatten beide aber öffentlich getan, ohne dass Mixa darauf reagiert hätte. So steht Mixa inzwischen innerhalb des Bischofkollegiums vollkommen alleine da.

Weihbischof Josef Grünwald, der derzeit das Bistum Augsburg leitet, wies alle Vorwürfe Mixas als falsch zurück. Ebenso Erzbischof Zollitsch und Erzbischof Marx. Letzterer ließ durch seinen Sprecher Bernhard Kellner erklären, es sei alles rechtmäßig gelaufen. Kellner fügte dem Dementi der Vorwürfe noch eine deutliche Spitze hinzu: "Nicht zuletzt zum Schutz von Bischof emeritus Mixa sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten. Wir wünschen Bischof emeritus Mixa weiter gute Genesung, sein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt dazu." Dieser ungewöhnlichen Stellungnahme, die Mixa als psychisch krank darstellt, schloss sich der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz an. "Wir haben dem nichts hinzuzufügen." Ist also womöglich eine psychische Erkrankung die Ursache der uneinsichtigen Reaktion Mixas?

Der Vatikan macht Mixa derweil keinerlei Hoffnung auf eine Rücknahme seines Rücktritts. Nach dem Erscheinen des Interviews reagierte Sprecher Federico Lombardi umgehend: Papst Benedikt XVI. werde Mixa zwar in den kommenden Wochen empfangen, "es ist aber nicht absehbar, dass die Annahme seines Rücktritts zur Diskussion gestellt wird." Deshalb bleibt unklar, was Mixa mit seinem Vorstoß letztlich bezweckt. Natürlich dürfte es sich dabei auch ein bisschen um eine Retourkutsche gegen Marx und Zollitsch handeln. Auf jeden Fall dürfte es Mixa um eine gewisse Rehabilitierung in Rom gehen, nachdem der Missbrauchsvorwurf gegen ihn vom Tisch ist.

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