Seehofer, Todsünden und vermeintlich verschossenes Pulver

München · Wenn die Wahlen vorbei seien, „könnt ihr über mich herfallen“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer im vergangenen Jahr vor dem aus Landtags-, Bundestags-, Kommunal- und Europawahl bestehenden Wahlmarathon. Ist es jetzt soweit? Es gibt viele Anzeichen dafür, dass der von Seehofers Vorgänger Erwin Huber gestartete Generalangriff auf das System Seehofer in der Partei nicht verfangen wird.

Vorerst jedenfalls. "Jetzt hat er sein Pulver verschossen", heißt es im Seehofer-Lager über die Huber-Attacke.

Eine Woche nach dem für die CSU enttäuschenden 40,5-Prozent-Ergebnis bei der Europawahl war es soweit: Über den "Spiegel" eröffnete Huber das Feuer auf seinen ungeliebten Nachfolger. Unter seiner Verantwortung seien "politische Todsünden" begangen worden. Seehofer verfahre mit der CSU, wie es seine persönliche Lebensplanung erfordere, leiste sich "einsame Ansagen" und pflege einen Stil des "Befehl und Gehorsam" aus dem 19. Jahrhundert. Nicht seine Leistungen, sondern die "Feigheit von vielen" habe Seehofer "überdominant" werden lassen. Und so weiter und so fort.

Es ist nicht so, dass Huber mit dieser Kritik nicht vielen Parteifreunden aus dem Herzen gesprochen hätte, doch aus dem Amt fegen wird der Niederbayer seinen ungeliebten Nachfolger nicht. 2016, 2017 steht die Frage der Seehofer-Nachfolge ohnehin auf der Tagesordnung. Und in der CSU ist wenig Lust zu verspüren, diesen Termin vorzuziehen.

Das schlechte Ergebnis bei der Europawahl wird an der Parteibasis nicht übermäßig tragisch genommen, da es nur um eine Handvoll Mandate ging. Die Wahl sei der Partei "am A.... vorbei" gegangen, sagt ein Insider.

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