Pius-Brüder antworten mit Schweigen

Saarbrücken. Durch die Fenster dringt der Weihrauch-Geruch hinaus auf die Straße. Im Innern der Kirche "St. Maria zu den Engeln" in St. Arnual, wo sich die Gläubigen zum Hochamt versammelt haben, ist die Luft vom Weihrauch beinahe drückend. Das Gotteshaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. ist gut besucht, wenn auch nicht bis auf den allerletzten Platz besetzt

Saarbrücken. Durch die Fenster dringt der Weihrauch-Geruch hinaus auf die Straße. Im Innern der Kirche "St. Maria zu den Engeln" in St. Arnual, wo sich die Gläubigen zum Hochamt versammelt haben, ist die Luft vom Weihrauch beinahe drückend. Das Gotteshaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. ist gut besucht, wenn auch nicht bis auf den allerletzten Platz besetzt. Frauen in Hosen fallen hier auf, manche Gläubige bedeckt ihr Haupt mit einem Tuch aus schwarzer Spitze.

Heute ist ein besonderer Sonntag für die Kirchgänger, ist doch Pater Franz Schmidberger (Foto: dpa), der Chef der Pius-Bruderschaft in Deutschland, aus Stuttgart angereist um das Hochamt zu zelebrieren. Im Anschluss will der Distriktobere über die Beziehungen der Priesterbruderschaft zum Vatikan referieren. Dazu haben die Patres eigens auch die Presse eingeladen. In einer E-Mail an die SZ heißt es: "Ich lade Sie zu dem Vortrag ein, damit Sie sich ein Bild von der Priesterbruderschaft und unserem Priorat machen können und diese Kenntnisse eventuell durch einen Bericht in der Saarbrücker Zeitung weitergeben können. Nach dem Vortrag steht Pater Schmidberger für Fragen zur Verfügung."

Für die vielen Kinder ist die in lateinischer Sprache zelebrierte Messe ein wahres Geduldsspiel: Fast eineinhalb Stunden still sitzen. Pater Schmidberger sehen sie nur von hinten - gemäß der traditionellen tridentinischen Messe, bei der der Priester den Gläubigen den Rücken zukehrt. Nur während der Predigt zum Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg ist Schmidberger mit der Gemeinde Auge in Auge. Das ist nun auch besonders wichtig, denn bevor er sich dem Bibeltext widmet, ergeht eine strenge Mahnung zum Schweigen an die Gläubigen: Es könne sein, hebt der Geistliche an, dass "Presseleute unter uns sind, die Ihnen nachher Fragen stellen. Ich bitte Sie, diese nicht zu beantworten." Es handele sich dabei oft um Fangfragen, und die Antworten ürden meist völlig entstellt kolportiert. Auch Disziplin im Glauben mahnt der Distriktobere an: Gerade in einer Zeit der harten Anfechtungen, die auch eine Zeit der Bewährung sei, müsse man Stärke zeigen. Stärke in der Bewahrung der 2000 Jahre währenden Tradition, "die wir so und nicht anders wollen".

Mit einiger Verwunderung erfahren die anwesenden Medien, dass sie nun doch nicht erwünscht seien. Auch nicht beim Vortrag des Distriktoberen. Pater Schmidberger, der sich in der vorigen Woche Interviews und die Beantwortung von Pressefragen zum Fall des Holocaust-Leugners Richard Williamson sowie zum Verhältnis der Bruderschaft zu Rom vorbehalten hatte, mag jetzt gar nichts mehr sagen. Er fühlt sich aufs Übelste behandelt, falsch zitiert, "wo wir die geistige Auseinandersetzung wollten", sagt der Pius-Chef und zieht von dannen - zum Vortrag, jetzt unter Ausschluss der Pressevertreter.

 Unser Archivbild zeigt eine Messe der Pius-Brüder in Saarbrücken. Aktuelle Fotoaufnahmen verweigert die Gemeinschaft. Foto: Maurer

Unser Archivbild zeigt eine Messe der Pius-Brüder in Saarbrücken. Aktuelle Fotoaufnahmen verweigert die Gemeinschaft. Foto: Maurer

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort