Patienten zahlen Milliarden für falsche Abrechnungen

Berlin · 66 Milliarden Euro geben die Kassen pro Jahr für Behandlungen im Krankenhaus aus. Könnte es deutlich weniger sein? Die Kassen monieren massenhafte Falschabrechnungen.

Rund jede zweite von den Krankenkassen in Deutschland überprüfte Klinik-Abrechnung ist falsch. Das geht aus Zahlen des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung für das erste Halbjahr 2013 hervor. Danach wurden Behandlungen zu hoch abgerechnet oder Leistungen aufgelistet, die gar nicht erbracht wurden. Den entstandenen Gesamtschaden beziffert der Verband auf etwa 2,3 Milliarden Euro. Würden die rund 2000 Krankenhäuser im Land stets korrekt abrechnen, könnte der Beitragssatz in der Krankenversicherung um 0,2 Punkte auf 15,3 Prozent sinken, hieß es.

Die Kliniken wiesen den Vorwurf der Falschabrechnung wie schon in den Vorjahren entschieden zurück. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warf den Kassen vor, sie würden Kliniken "in unzulässiger Weise" verunglimpfen. "Die Aussagen der Kassen sind schlichtweg falsch", erklärte Hauptgeschäftsführer Georg Baum. Von gezielten Falschabrechnungen könne überhaupt keine Rede sein. Rund 70 Prozent der Prüfungen stellten infrage, ob Patienten überhaupt ins Krankenhaus hätten aufgenommen werden sollen oder ob sie nicht früher hätten entlassen werden können.

Nach Angaben von Baum bleiben mehr als 95 Prozent der Rechnungen für die jährlich rund 18,6 Millionen Behandlungsfälle "letztlich unbeanstandet". Er sieht den Grund für die Kontroverse im Abrechnungssystem der Fallpauschalen. Diese führten immer wieder dazu, dass "medizinische Sachverhalte unterschiedlich beurteilt werden".

Die Linke ergriff gestern Partei für die Kliniken. Es gehe den Kassen "nur darum, die Krankenhäuser noch knapper zu halten". Insgesamt geben die Kassen Jahr für Jahr gut 66 Milliarden Euro für Krankenhausleistungen aus. >

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