München und Frankfurt lassen's bleiben

Berlin. Seit Jahren sind Kopfbahnhöfe in der Kritik: Sie seien veraltet und dem Verkehr der Zukunft nicht mehr gewachsen, heißt es. "Stuttgart 21" soll die Antwort darauf sein. Der denkmalgeschützte Kopfbahnhof wird unter massiven Protesten in einen Durchgangsbahnhof verwandelt

Berlin. Seit Jahren sind Kopfbahnhöfe in der Kritik: Sie seien veraltet und dem Verkehr der Zukunft nicht mehr gewachsen, heißt es. "Stuttgart 21" soll die Antwort darauf sein. Der denkmalgeschützte Kopfbahnhof wird unter massiven Protesten in einen Durchgangsbahnhof verwandelt. Das Vorhaben sei ein Prestige-Projekt, ein Milliardengrab, und würde sich angesichts der hohen Baukosten nicht rechnen, sagen die Kritiker. Daher wird der eine oder andere Stuttgarter dieser Tage wohl neidisch nach Frankfurt und München schauen. In beiden Städte wurden Pläne zum Bau eines Durchgangsbahnhofs zwar geprüft, aber wieder verworfen.

Das analoge Projekt "Frankfurt 21" war 2002 mangels Rückhalt aus der Politik fallengelassen worden. "Die Verbesserungen für den Verkehr wären nur marginal gewesen, dafür wog eine zehn Jahre lange offene Wunde in der Innenstadt zu schwer", sagt Verkehrsdezernent Lutz Sikorski (Grüne). "Das Projekt war nicht finanzierbar", sagt hingegen ein Bahnsprecher. Das umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro teure Projekt sah eine viergleisige Untertunnelung der Innenstadt und einen unterirdischen Durchgangsbahnhof vor.

Ganz so marginal wie Sikorski glaubt, sind die Probleme, die der Frankfurter Kopfbahnhof mit sich bringt, aber nicht. Frankfurt zählt zu den am meisten belasteten Knoten im Schienennetz der Deutschen Bahn. Täglich kommen rund 1000 Züge auf den 24 oberirdischen Gleisen ein. Und es wären noch mehr, würden nicht mittlerweile viele Fernzüge nur noch am Flughafen Halt machen.

Auch für die bayrische Landeshauptstadt existierte einst ein Plan mit dem Namen "München 21". Die Bahn schlug damals vor, die Gleise in einem Tunnel unter der Stadt weiterzuführen, um den Kopf- zu einem Durchgangsbahnhof zu machen. Die Variante hätte rund zwei Milliarden Euro gekostet und wurde verworfen.

Auf Betreiben von Stadt und Landesregierung wurde dann eine abgespeckte Variante entwickelt, die etwa 1,2 Milliarden Euro kosten sollte. Dabei wäre der Bahnhof über der Erde geblieben, den Durchgangsverkehr hätten lediglich drei tiefer gelegte Bahnsteige und ein zweispuriger Tunnel ermöglicht. Aber auch dieser Vorschlag scheiterte am Kosten-Nutzen-Verhältnis. München sei entweder Start oder Ziel der meisten Verbindungen, ein Durchgangsbahnhof hätte somit weniger Vorteile als an anderen Orten, lautete die Begründung.

Die abgespeckte Umbauvariante ist nach Angaben der Stadt allerdings nicht für immer zu den Akten gelegt. Die geplante unterirdische Trasse wird weiterhin freigehalten. Falls der Durchgangsverkehr also in Zukunft steigt und das Projekt dadurch rentabel wird, könnte die Light-Variante vielleicht neu aufleben.

Ein wenig haben Frankfurt und München ihren Charakter als Kopfbahnhof dennoch eingebüßt. Beide Städte bauten in jüngerer Zeit unterirdische Durchgangsgleise für S-Bahnen. Auch in Leipzig ist dies mit dem City-Tunnel im Bau. Der Tunnel soll Europas ehemals größten Kopfbahnhof unversehrt in einen Kopf- und Durchgangsbahnhof verwandeln. Auf der Westseite des Gebäudes entstehen Rampen, über die Bahnen aus dem Süden beziehungsweise in diese Richtung ein- und ausfahren. Die Eröffnung des Tunnels war für 2009 geplant, verzögerte sich aber immer wieder. Mal sackte Erde ab, mal verzog sich eine Kaufhausfassade.

Das Projekt sollte ursprünglich 572 Millionen Euro kosten. Im Februar dieses Jahres sprach Sachsens Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) allerdings von 960 Millionen Euro. Wie es soweit kam, überprüft nun der Sächsische Rechnungshof. Erste Ergebnisse sollten im September vorliegen - werden sie aber nicht, wie eine Anfrage beim Rechnungshof ergab. Frühestens im Oktober werde man eventuell mehr wissen, hieß es. Die Einweihung des Tunnels ist jedenfalls für Dezember 2013 vorgesehen.

"Das Projekt war nicht finanzierbar."

Ein Bahnsprecher

zu Frankfurt 21

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