Joachim Gauck ist neuer Bundespräsident

Berlin/Saarbrücken. Die Erwartungen sind nach zwei gescheiterten Präsidentschaften gewaltig, aber als "Heilsbringer" sieht er sich nicht: Der frühere DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck ist gestern als erster Ostdeutscher zum Bundespräsidenten gewählt worden. Die Bundesversammlung kürte den 72-Jährigen mit großer Mehrheit zum Nachfolger des zurückgetretenen Christian Wulff

Berlin/Saarbrücken. Die Erwartungen sind nach zwei gescheiterten Präsidentschaften gewaltig, aber als "Heilsbringer" sieht er sich nicht: Der frühere DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck ist gestern als erster Ostdeutscher zum Bundespräsidenten gewählt worden. Die Bundesversammlung kürte den 72-Jährigen mit großer Mehrheit zum Nachfolger des zurückgetretenen Christian Wulff.In einer kurzen Rede nach der Annahme seiner Wahl versicherte Gauck: "Ich werde mit all meinen Kräften und meinem Herzen Ja sagen zu der Verantwortung, die Sie mir heute gegeben haben." Zugleich räumte er ein, "ganz sicher nicht alle Erwartungen erfüllen zu können", die in den nächsten fünf Jahren an ihn gerichtet würden. Er wolle sich nun auf neue Themen, Probleme und Personen einstellen. Erste Schwerpunkte für seine künftige Arbeit formulierte der Theologe bereits: Er wolle mithelfen, die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung zu verringern, die Integration vorantreiben und die guten Beziehungen zu den Nachbarländern pflegen. Am Abend ergänzte er in einem TV-Interview, die hohen Erwartungen machten ihm keine Angst: "Angst ist nicht so mein Lebensthema gewesen."

Gauck hatte 991 von 1228 gültigen Stimmen erhalten, das entspricht einer Zustimmung von gut 80 Prozent. Jedoch verweigerten ihm mindestens 103 Delegierte des eigenen Lagers, also von Union, SPD, FDP und Grünen, ihre Unterstützung. Die von der Linken aufgestellte Beate Klarsfeld erzielte mit 126 Stimmen einen Achtungserfolg.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die zunächst einen anderen Kandidaten nominieren wollte, zeigte sich erfreut über das Wahlergebnis. Gauck werde sein Amt "gut für unser Land wahrnehmen", sagte sie. Er habe die Belange der Bürger im Auge und achte zugleich die Politiker. Die saarländische CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer erklärte, Gauck habe bereits mit seiner ersten Rede "die richtigen Akzente gesetzt". Er werde "ein guter, ein Bürgerpräsident" sein. Auch SPD-Landeschef Heiko Maas würdigte das neue Staatsoberhaupt. "Ich bin überzeugt, dass Joachim Gauck die wichtigen Fragen unserer Zeit wieder dahin rücken wird, wo sie hingehören: in die Mitte der Gesellschaft", so Maas. , A 4: Meinung dpa/afp/dapd/red

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