Der große Tag der Kandidatin Klarsfeld

Berlin. Beate Klarsfeld genießt den Rummel um ihre Person. Immer wieder muss die 73-jährige Deutsch-Französin für ein Foto mit Abgeordneten und Sympathisanten der Linkspartei in die Kameras lächeln. Dabei ist Klarsfeld an diesem Sonntag nur eine Randfigur. Ohne die geringste Chance, den Mehrheitskandidaten Joachim Gauck in Verlegenheit zu bringen. Aber die nutzt sie nach Kräften

 Faire Verliererin: Beate Klarsfeld beglückwünscht den neuen Präsidenten Joachim Gauck. Foto: dpa

Faire Verliererin: Beate Klarsfeld beglückwünscht den neuen Präsidenten Joachim Gauck. Foto: dpa

Berlin. Beate Klarsfeld genießt den Rummel um ihre Person. Immer wieder muss die 73-jährige Deutsch-Französin für ein Foto mit Abgeordneten und Sympathisanten der Linkspartei in die Kameras lächeln. Dabei ist Klarsfeld an diesem Sonntag nur eine Randfigur. Ohne die geringste Chance, den Mehrheitskandidaten Joachim Gauck in Verlegenheit zu bringen. Aber die nutzt sie nach Kräften. "Nein, ich bin nicht enttäuscht, wenn ich nicht gewählt werde", sagt Klarsfeld. "Mein Kampf geht weiter."Gemeint ist ihre Rolle als Nazi-Jägerin, die 1968 in Klarsfelds spektakulärer Ohrfeige für den damaligen CDU-Bundeskanzler Kiesinger wegen dessen NSDAP-Mitgliedschaft gipfelte. Noch am Abend vor der Wahl hatten sich die Genossen mit Klarsfeld getroffen und Ausschnitte aus einem US-Fernsehspiel angeschaut, der die Ohrfeige in einer nachgestellten Szene dokumentiert. Dass sie dafür 2000 Westmark von der SED kassiert hatte, war dort kein Thema.

Der Tag der Entscheidung beginnt für Klarsfeld indes genauso wenig revoluzzerhaft wie für den einstigen DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck. Nämlich mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Friedrichstadtkirche. Weit dorthin hat sie es nicht. Gemeinsam mit ihrem Mann Serge, den zwei Kindern Lida und Arno sowie engen Freunden hat sich Klarsfeld in einem soliden Hotel in Berlin-Mitte einquartiert.

Kurz vor 12 Uhr mittags, als der Plenarsaal schon voll ist, nimmt Klarsfeld in der Bundesversammlung Platz. Als Delegierte des sächsischen Landesverbandes der Linken kann sich Klarsfeld sogar selbst mitwählen. Als die ersten Namen für die Abstimmung aufgerufen werden, rückt Klarsfeld wieder ins Rampenlicht. In der Lobby des Reichstages warten schon mehrere Fernsehsender auf Interviews mit ihr. Eine Bemerkung Klarsfelds ist bei allen gleich. Sie hoffe, dass sie noch von ein paar mehr Leuten gewählt werde als von den Linken. "Das wäre ein großer Erfolg."

Genauso kommt es auch. 126 Stimmen für Klarsfeld, drei mehr, als die Linken Delegierte haben. Sie strahlt. Während viele andere schon am Buffet stehen, kommen die Linken zu einer kurzen Sitzung zusammen, um den gefühlten Sieg zu beklatschen.

 Faire Verliererin: Beate Klarsfeld beglückwünscht den neuen Präsidenten Joachim Gauck. Foto: dpa

Faire Verliererin: Beate Klarsfeld beglückwünscht den neuen Präsidenten Joachim Gauck. Foto: dpa

Am Abend sitzt die Partei- und Fraktionsspitze mit Klarsfeld bei einem Nobel-Italiener. Weitere Projekte mit ihr sind nicht geplant. Eingeweihte machen sich da auch keine Illusionen: "Sie tanzte bis Sonntagnachmittag. Nun ist der Drops gelutscht." Freilich, Klarsfeld wäre nicht Klarsfeld, wenn sie nicht das Talent hätte, sich und ihr Thema immer wieder in Erinnerung zu bringen.

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