Proteste gegen französische Regierung Gelbwesten randalieren auf den Champs-Élysées

Paris · Dieses Mal ist die Stimmung anders – aggressiv, aufgeheizt, Anspannung ist zu spüren. Mehrere Tausend Gelbwesten haben sich in Paris am Triumphbogen und auf den Champs-Èlysées versammelt, sie wollen Stärke demonstrieren, zeigen, dass die Bewegung noch lange nicht am Ende ist.

 Ein Kiosk steht in Flammen bei «Gelbwesten»-Protesten auf dem Champs-Elysees.

Ein Kiosk steht in Flammen bei «Gelbwesten»-Protesten auf dem Champs-Elysees.

Foto: dpa/Christophe Ena

Eine Woche lang mussten die „Gilets Jaunes“ von allen Seiten einen Abgesang über sich ergehen lassen. Am Samstag zuvor waren in ganz Frankreich nur noch knapp 30 000 von ihnen gezählt worden, für die meisten Beobachter ein untrügliches Zeichen, dass die Mobilisierung an ihre Grenzen gestoßen ist.

Nun also, am 18. Wochenende der Proteste, die Trotzreaktion. Schnell rotten sich am Triumphbogen kleine Gruppen von Vermummten zusammen. Die Polizei hat das Wahrzeichen der Hauptstadt abgesichert. Der Triumphbogen ist im Rahmen der Demonstrationen ein wichtiges Symbol. Bei Ausschreitungen während der Gelbwesten-Proteste im vergangenen Dezember wurde er schwer beschädigt – Randalierer drangen damals in das Nationalsymbol Frankreichs ein.

Plötzlich fliegen Pflastersteine, Knallkörper werden in Richtung Sicherheitskräfte geworfen. Die Polizei schießt Tränengasgranaten in die Menge. Nun scheinen die Dämme gebrochen. Die Verstärkung der Polizei, die in den Seitenstraßen gewartet hat, ist schnell vor Ort. Es kommt zu ersten Tumulten und Zusammenstößen.

Gruppen schwarz gekleideter Gestalten ziehen schließlich die Champs-Élysées hinab und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Fensterscheiben werden eingeschlagen, ein Motorroller geht in Flammen auf, die Randalierer werfen Absperrungen aus Holz mitten auf der Prachtmeile auf einen Haufen, zünden Feuer an und errichten Barrikaden, in einer Seitenstraße brennt ein Auto. Eine Gruppe von Randalierern geht auf ein Einsatzfahrzeug der Polizei los und versucht, die Scheiben einzuschlagen, die Beamten ziehen sich zurück. Ein paar Meter weiter versuchen die Sicherheitskräfte mit einem Wasserwerfer die Menge daran zu hindern, ein Geschäft zu plündern.

Die Randalierer werden von den Gilets Jaunes immer wieder angefeuert. Eine ältere Frau schreit, man werde das Feuer in den Präsidentenpalast tragen. Die Menge applaudiert. Ein Mann – auf seiner gelben Weste steht, dass er ein „armer Rentner“ sei – macht mit dem Handy Bilder von den Verwüstungen. Immer wieder greift sich die Polizei einzelne Randalierer aus der Menge heraus. Bis zum Nachmittag soll es über 20 Festnahmen gegeben haben.

Schon im Vorfeld des Protesttages hatten die Gilets Jaunes ihre Anhänger aufgerufen, zahlreich zu erscheinen. Grund war das Ende einer zweimonatigen Bürgerdebatte, mit der Präsident Emmanuel Macron auf die Proteste reagiert hat. Die Demonstranten sehen darin nur leere Worte und einen Wahlkampftrick. In einem Online-Aufruf hieß es, der Samstag solle als „Ultimatum“ an die Regierung und die Mächtigen verstanden werden.

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