Die Eurokritiker erwarten jetzt Respekt

Berlin · Die AfD feiert sich und ihren Erfolg, während die anderen kleinen Parteien mit ihren Ergebnissen hadern. Vor allem die FDP musste sich eine niederschmetternde Niederlage eingestehen.

Der Auftritt ist eine Demonstration. Um 18.02, die erste Prognose läuft noch im Fernsehen, erscheint Bernd Lucke schon auf der Bühne im Ballsaal eines Berliner Hotels. Der Chef der "Alternative für Deutschland" will mit dem frühen Zeitpunkt seines Auftritts zeigen, dass er der eigentliche Wahlsieger ist. "Es ist Frühling in Deutschland", ruft er aus.

6,6 Prozent sind zwar nur 1,8 Prozentpunkte mehr als bei der Bundestagswahl, aber, sagt Parteivize Alexander Gauland im Gespräch, psychologisch etwas entscheidend anderes. Die neu gegründete Partei sitze zum ersten Mal in einem Parlament und die gefühlte Niederlage der Bundestagswahl, als man die Fünf-Prozent-Hürde knapp nicht überwand, sei geheilt. "Man wird uns ernster nehmen müssen", sagt Gauland. Respekt ist ein Wort, das man oft hört an diesem Abend. Der Berliner Hans-Joachim Berg, zuvor fast 40 Jahre lange Ex-CDU-Mitglied, findet es "unglaublich", wie gehässig die "Kartellparteien" mit der AfD umgesprungen seien.

Den Gästen ist fast noch wichtiger als der eigene Erfolg, dass die CDU so schlecht abgeschnitten hat und die FDP am Boden liegt. Da ist der Beifall fast schon hämisch laut. Karl-Georg Glehn, ein Anwalt aus Köln, läuft gekleidet wie ein blauer Papagei durch den Saal, eine große blaue "AfD"-Fahne hinter sich herschleppend. Glehn war früher CDU-Wähler. "Aber Merkel hat uns belogen mit dem Euro", sagt er. Unter den Kleinparteien ist die AfD an diesem Abend der Star. Die Linke, die sich als einzige ähnlich europakritisch profiliert hat, versucht tapfer, ihren Stillstand umzudeuten. Man habe, sagt Fraktionsvize Dietmar Bartsch, "das beste Ergebnis, dass wir je erreicht haben". Dass die 7,5 Prozent weniger sind als die ohnehin schon mageren 8,6 bei der Bundestagswahl erwähnt er nicht. Ähnlich bei den die Grünen, deren Parteichefin Simone Peter feiert, dass man drittstärkste Kraft geworden ist. "Wahlziel erreicht". Allerdings hat man gegenüber der letzten Europawahl verloren.

Nichts zu deuteln gibt es hingegen bei der FDP. "Extrem bescheiden", nennt Parteivize Wolfgang Kubicki die drei Prozent. Christian Lindner spricht unumwunden von "herber Enttäuschung".

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