Gute Laune wie bestellt

Es ist ein Jubel wie bestellt. Als CDU-Generalsekretär Peter Tauber mit dem deutschen Spitzenkandidaten David McAllister das runde Podest im Konrad-Adenauer-Haus betritt, klatschen und johlen die im Hintergrund drapierten Parteigänger frenetisch.

Tauber ruft in den Jubelsturm hinein: "Wir haben die Europawahl gewonnen!" McAllister neben ihm knipst sein schönstes Lächeln an, die Daumen reckt er nach oben. Gewonnen hat die Union, das stimmt. Allerdings mit ihrem schlechtesten Europawahlergebnis. Das irritiert die Partei gewaltig. Aber darüber reden will in der CDU-Zentrale niemand.

Auch auf hartnäckige Fragen nach den Ursachen wird nur ausgewichen. Von der zur Schau gestellten guten Laune beim Auftritt Taubers und McAllisters ist um 18 Uhr jedenfalls noch nichts zu spüren: Die Prognose und zehn Minuten später die erste Hochrechnung werden still zur Kenntnis genommen. Ungewöhnlich für eine gut besuchte Wahlparty, auf der sich viel Parteivolk tummelt. Man hat offensichtlich mehr erwartet bei der CDU, die insbesondere mit ihrem Zugpferd Angela Merkel in den Wahlkampf gezogen war. Die Kanzlerin und Vorsitzende ist aber nicht in der Parteizentrale.

Beim Ergebnis der AfD ist Gelächter zu hören, vor allem, als deren Vorsitzender Bernd Lucke im Fernsehen verkündet, man sei jetzt eine Volkspartei. Die Zahlen der Eurokritiker und Konkurrenz am rechten Flügel rückt man bei der Union gleich zurecht: In den Umfragen sei die AfD deutlich höher bewertet worden, grinst Tauber. Und McAllister betont, Deutschland habe pro-europäisch gewählt, zudem habe man das Wahlziel erreicht, stärkste Kraft zu werden und klar vor der SPD in Deutschland zu liegen. "Ja, wir können mit dem Ergebnis leben", sagt Unionsfraktions-chef Volker Kauder. Er klingt wenig euphorisch. Ist er auch nicht. Folgen für die Arbeit der großen Koalition sieht er nicht.

Allenthalben bemüht man sich bei der Union jedoch, das eigene Abschneiden möglichst positiv zu deuten. "Acht Europawahlen, acht mal die stärkste Kraft", so Parlamentsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer. An der CDU hat es auch nicht unbedingt gelegen. Sondern eher an der CSU, die in Bayern deutliche Verluste hinnehmen musste: "Die CSU hat einen eigenen Weg beschritten", meint Grosse-Brömer. Das werde noch "zu hinterfragen sein". Da droht Streit in der Parteifamilie. Denn offenbar war der sehr europakritische Kurs der Christsozialen dann doch nicht der richtige.