Das alte und das neue linke TraumpaarBundesweites Presse-Echo

Saarbrücken

Saarbrücken. Der Parteitag hat noch gar nicht richtig angefangen, da ist die Überraschung schon perfekt: Als Oskar Lafontaine mit Gefolge unter dem stürmischen Applaus der Delegierten in die Brebacher Turnhalle einzieht, stellt sich bei vielen Verwunderung ein: Die Frau an seiner Seite ist Sahra Wagenknecht, die neue Vorzeige-Linke, die Vize-Parteichefin, die in Berlin gerade zur ersten stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden reüssierte. Im Nu sind die beiden in der ersten Delegierten-Reihe von Fotografen umlagert. Geduldig lässt das Paar das Blitzlichtgewitter über sich ergehen. "Verliebte Blicke" habe es sich dabei zugeworfen, berichtet "Bild" später.Gegen Ende seiner knapp einstündigen Rede, die sich sowohl mit der Landespolitik als auch der Finanzmarktkrise auseinander setzt, erlaubt sich Lafontaine eine persönliche Anmerkung, "warum Sahra heute unser Gast ist". Das habe einen ganz einfachen Grund: "Ich lebe seit einiger Zeit getrennt und bin seit einiger Zeit eng mit Sahra befreundet. Das war's dann auch. Und mehr habe ich dazu nicht zu sagen", formuliert der 68-Jährige kurz und bündig. Die knapp 150 Delegierten applaudieren, nehmen's gelassen. Viele wollen gewusst haben, "dass da etwas im Busch ist". Manche hatten schon vor Wochen eine Presseerklärung zu der Trennung erwartet.

Genau 8,5 Sekunden gibt Lafontaine Einblick in sein Privates. Das ist für ihn genug. "Ich habe zwei Sätze gesagt und diese zwei Sätze bleiben bestehen", meint er später auf hartnäckige Nachfragen. Im Übrigen sollte man mit Politikern über politische Themen diskutieren und nicht über ihr Privatleben, gibt er allzu neugierigen Journalisten mit auf den Weg. Auch die 42-jährige Wagenknecht übt sich in Zurückhaltung, will sich nicht weiter äußern. Derweil titeln die Online-Ausgaben der großen Zeitungen und Magazine bereits "Politpärchen mit Mission" (Stern), "Lafo in Love" (Spiegel) oder "Lafontaine stellt Wagenknecht als Lebensgefährtin vor" (Die Welt).

Als der Parteitag nach der Rede des Fraktionschefs im Saar-Landtag weitergeht, verlässt Wagenknecht das Treffen. Andere Verpflichtungen stünden an, heißt es. Die Saar-Linken machen sich an die Arbeit. Mit Lafontaine in der ersten Reihe.

In jüngster Vergangenheit hatte es immer wieder Spekulationen über eine Liaison zwischen Lafontaine und Wagenknecht gegeben, die in den Boulevard-Medien ihren Niederschlag fanden. Lafontaine, seit 1993 in dritter Ehe mit Christa Müller verheiratet, soll nach Informationen von Parteifreunden zwischenzeitlich eine Wohnung in der Nähe des Saarbrücker Schlosses bezogen haben. Müller, die familienpolitische Sprecherin der Saar-Linken ist, hatte sich in den letzten Monaten mit politischen Äußerungen auffallend zurückgehalten.

Wagenknecht, seit 1997 verheiratet mit dem deutschen Filmproduzenten Ralph-Thomas Niemeyer, lebt ebenfalls getrennt von ihrem Ehemann. Auf seiner Internet-Plattform schreibt er: "Als Sahra mir von Oskar erzählte, so kam das für mich nicht als Schock, sondern gewissermaßen erwartet, denn wir waren längst in ,Philia' (der Freundesliebe) angekommen." Das neue Paar Lafontaine/Wagenknecht hat aber auch eine politische Dimension in den Reihen der Linken. Lafontaine gehört schon seit einiger Zeit zu den einflussreichen Förderern von Wagenknecht, die nach politischen Läuterungen in den nächsten Jahren eine größere Rolle in der Partei übernehmen soll. Zu Spekulationen, der ehemalige Bundesvorsitzende könnte vor diesem Hintergrund wieder auf die Berliner Bühne zurückkehren, gab es am Wochenende keine Bestätigung. Lafontaines engste Vertraute halten es zwar für möglich, dass sich der 68-Jährige verstärkt in Berlin einschalten wird, wo Wagenknecht beheimatet ist. Der Lebensmittelpunkt dürfte aber das Saarland bleiben. Dort werde er weiter als Fraktionschef und Spitzenmann bei der Landtagswahl 2014 benötigt, heißt es unisono bei den Genossen. Aber auch in Berlin brauchen die Linken Unterstützung. Im "Spiegel" hat sich Fraktionschef Gregor Gysi indirekt für eine größere Rolle Lafontaines ausgesprochen. Im Saarland sei er "etwas unterfordert". Was als Aufforderung zum Comeback des Ex-Chefs auf der Berliner Bühne verstanden werden kann. Saarbrücken. Die überregionalen Medien überschlugen sich am Sonntag mit Berichten über die "schöne Vorzeige-Sozialistin" und den "bekanntesten Linken Deutschlands" ("Bild am Sonntag"). Selbst der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" war Lafontaines neue Liebe eine Meldung auf der Titelseite wert. Sie machte das Zitat "Ich bin mit Sahra eng befreundet" zur Überschrift.

Die "Welt am Sonntag" schrieb, dass Lafontaine für sein Bekenntnis zu seiner "Nicht-mehr-ganz-so-Neuen" den Zeitpunkt gut gewählt habe. "Am vergangenen Dienstag ist Wagenknecht zur Vizefraktionschefin gewählt worden. Wäre das Verhältnis schon früher offiziell geworden, hätte sie das wohl einige Stimmen gekostet. Jetzt aber ist es nicht mehr lange bis Weihnachten. Zeit genug, damit sich die Stimmung in der Partei angesichts der Enthüllung wieder beruhigt", so die Zeitung. Mit Wagenknecht als "Gewährsfrau in der Linken-Führung" können Lafontaine nun in Ruhe seine endgültige Rückkehr nach Berlin vorbereiten .

Natürlich wurde auch in den Online-Ausgaben vieler Zeitungen eifrig gedichtet. "Zwei Herzen schlagen links", titelte die "Süddeutsche". "Lafontaines linke Liebe" schrieb der "Stern" über das "Coming-out beim Landesparteitag". Das "Hamburger Abendblatt" berichtete von einem "privaten Pa(a)rteitag" der Linken.

Selbst die "Deutsche Presse-Agentur" bemühte das Bild eines "Vereinigungsparteitages", auf dem in Saarbrücken die "Doppelspitze der Herzen" gefeiert worden sei. red

"Jetzt hat sich Lafontaine

selbst geoutet."

Welt am Sonntag

"Lafo in Love"

Spiegel Online

"Linke Liebe"

Sueddeutsche.de

"Spekulationen

hatte es seit Monaten gegeben."

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

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