Die Krux mit den Reparaturkosten

Saarbrücken. Dass Hannelore Kraft 2010 Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen werden würde, mag manche politische Beobachter überrascht haben - sie selbst aber nicht. "Als Oppositionsführerin im Düsseldorfer Landtag waren wir durchaus zuversichtlich, den Regierungswechsel zu schaffen", sagte die SPD-Politikerin im Redaktionsgespräch mit der Saarbrücker Zeitung

 Hannelore Kraft Foto: Robby Lorenz

Hannelore Kraft Foto: Robby Lorenz

 Hannelore Kraft. Foto: Robby Lorenz

Hannelore Kraft. Foto: Robby Lorenz

Saarbrücken. Dass Hannelore Kraft 2010 Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen werden würde, mag manche politische Beobachter überrascht haben - sie selbst aber nicht. "Als Oppositionsführerin im Düsseldorfer Landtag waren wir durchaus zuversichtlich, den Regierungswechsel zu schaffen", sagte die SPD-Politikerin im Redaktionsgespräch mit der Saarbrücker Zeitung. "Wir haben gute inhaltliche Arbeit geleistet und große Geschlossenheit gezeigt. Und dann ist der Gegner auch noch gestrauchelt" - so erklärt sie ihren Wahlerfolg im bevölkerungsreichsten Bundesland. Damals strauchelte Jürgen Rüttgers, nun könnte dasselbe ihrem CDU-Herausforderer Norbert Röttgen passieren. Der Bundesumweltminister hat bislang noch nicht erklärt, ob er dauerhaft in die Landespolitik gehen will oder im Falle einer Niederlage bei der vorgezogenen Landtagswahl im Mai lieber in Berlin bleiben würde. Das wird ihm in der Union zum Vorwurf gemacht. Als "Glückspilz" sieht sie sich aber nicht: "Ich halte mir keinen zweiten Stuhl in Berlin frei. Dass mein Herausforderer da zurzeit unklarer ist, hat ja nichts mit Glück zu tun. Es schadet uns allerdings auch nicht", sagt sie selbstbewusst.Sie selbst wird schon als mögliche Spitzenkandidatin der SPD für künftige Bundestagwahlen gehandelt, doch an Berlin mag sie nach eigener Aussage keinen Gedanken verschwenden. "Ich möchte den Kurs fortsetzen, den wir 2010 begonnen haben: Kein Kind zurücklassen", erklärt Kraft. "Wir wollen die sozialen Reparaturkosten senken." "Reparaturkosten" - Hannelore Kraft nennt das Wort immer wieder. Und meint damit die Folgekosten, die entstehen, wenn man nicht gezielt und frühzeitig in Vorbeugung, Bildung und Betreuung von Kindern investiert. 1,2 Milliarden Euro zahlten die Kommunen in NRW jedes Jahr, so Kraft, für Maßnahmen der Jugendhilfe, wenn zum Beispiel Kinder aufgrund von Schwierigkeiten nicht mehr in ihren Familien bleiben können. "Wenn wir gezielt früher und besser unterstützen, hilft das den Kindern, aber es zahlt sich auch wirtschafts- und finanzpolitisch aus, weil die Kinder später eine Ausbildung machen, einen Beruf finden, Steuern und Sozialabgaben zahlen, anstatt auf staatliche Hilfen angewiesen zu sein", sagt Kraft. Rund 20 Prozent eines Jahrgangs in NRW machten keinen Schulabschluss und/oder keine Ausbildung. Insgesamt entstünden allein in NRW auf allen politischen Ebenen pro Jahr "Reparaturkosten" von 23 Milliarden Euro. Darum lieber früh in Bildung und Betreuung investieren, lautet ihre Devise. Gleichzeitig bekannte sie sich dazu, bis 2020 keine neuen Schulden zu machen und die Schuldenbremse einzuhalten. In NRW arbeite man an der Überprüfung, welche Aufgaben das Land nicht mehr übernehmen solle. Wenn man sich von Aufgaben verabschiede, könne an diesen Stellen auch Personal eingespart werden, sagt Kraft.

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