Wenn italienisches Olivenöl aus Tunesien ist

Rom. Im leckeren Bresaola-Schinken ist Rindfleisch aus Uruguay. Im beliebten Mozzarella stecken Wachstumshormone. Und das garantiert "italienische" Olivenöl ist gepanscht. Milliarden über Milliarden Euro verdient die "Agro-Mafia" genannte organisierte Kriminalität in Italien in der Nahrungsmittelbranche

 Olivenöl gehört zur feinen italienischen Küche, doch wo kommt es wirklich her? Foto: AHK Tunis/dpa

Olivenöl gehört zur feinen italienischen Küche, doch wo kommt es wirklich her? Foto: AHK Tunis/dpa

Rom. Im leckeren Bresaola-Schinken ist Rindfleisch aus Uruguay. Im beliebten Mozzarella stecken Wachstumshormone. Und das garantiert "italienische" Olivenöl ist gepanscht. Milliarden über Milliarden Euro verdient die "Agro-Mafia" genannte organisierte Kriminalität in Italien in der Nahrungsmittelbranche. Die Liste lässt sich verlängern, wie Verbraucherstudien und Razzien der Behörden im Land der kulinarischen Spezialitäten zeigen: "Typische" italienische Spaghetti kommen von irgendwoher, wo ihre Produktion billiger war, nur nicht aus Italien. Keksen ist Schmieröl beigemischt und immer wieder machen Wein-Skandale Schlagzeilen.Von einem "Anschlag auf das 'Made in Italy' der Nahrungsmittel" sprach die renommierte Zeitung "Corriere della Sera" in einer Bilanz der kriminellen Machenschaften: Betrug mit garantierter Herkunft sei am Werk, wenn ein Drittel der als "italienische" Ware angebotenen Produkte mit Importiertem etwa aus anderen Ländern des Mittelmeerraumes hergestellt werde. Umfangreiches Material dazu liefert eine Studie von Wissenschaftlern, die mit dem Landwirtschaftsverband Coldiretti zusammenarbeiteten.

Jüngst ging es nicht mehr nur um bakterienverseuchten "blauen Mozzarella" in Frosinone südlich von Rom, sondern vor allem um das geschätzte Olivenöl, natürliches und kaltgepresstes "extravergine d'oliva". Denn dem schreibt man besondere Qualitäten zu. In diesem Fall war es die Zeitung "La Repubblica", die analysierte, wie "low cost"-Öl aus Tunesien, Griechenland, Spanien oder Marokko mit heimischem Olivenöl vermischt wird und mit falschem Etikett auf den Markt kommt.

"In den Taschen der zehn Unternehmen, die dafür ein Kartell gebildet haben, landen so jährlich fünf Milliarden Euro, auf unseren Tischen landet Betrug", fasste das Blatt zusammen. Der Zoll, die Forstbehörde und die Finanzpolizei ermitteln noch, um diesem lukrativen Geschäft den Hahn abzudrehen. In nüchternen Zahlen geht der Coldiretti-Bericht von einem jährlichen Umsatz der "Agro-Mafia" in Höhe von mindestens 12,5 Milliarden Euro aus.

Italien und seine feinen Erzeugnisse der "Mittelmeer-Diät" könnten durch Mafia-Machenschaften ihren guten Ruf verlieren. Es ist ein Feld, das die Behörden in der Tat wachsam verfolgen. "Es geht um unser gemeinsames Gut, und wir müssen alle interessiert sein, es zu verteidigen", mahnt Carmelo Maiorca von der Slowfood-Bewegung Siziliens. Also doch besser beim Erzeuger kaufen?

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