Vom Soldaten zum Auftragskiller

New York · Zwei Deutsche sind in den USA als Mitglieder einer Gruppe von Auftragsmördern angeklagt. Beide wurden in der Bundeswehr zu Scharfschützen ausgebildet und waren in Auslandseinsätzen. Ihre Mordaufträge sollen ihnen Spaß gemacht haben.

Selbst New Yorks Staatsanwalt Preet Bharara fühlte sich an einen Thriller erinnert: "Die schauderhaften Anschuldigungen in der Klageschrift lesen sich, als wären sie aus einem Roman von Tom Clancy." Gerade hatte er nach einer filmreifen Jagd über vier Kontinente Anklage gegen fünf Ex-Soldaten erhoben, die angeblich in Liberia einen US-Drogenfahnder und dessen Informanten ermorden wollten. Zwei von ihnen sind Deutsche.

Kopf der Gruppe war demnach Joseph Hunter, der sich Zeitungsberichten zufolge "Rambo" (48) nennen ließ. Nach einer Karriere bei der US Army begann der bullige Ex-Ausbilder 2004 eine zweite Laufbahn - als Auftragskiller. Für mehrere Morde soll er verantwortlich sein, meist hatte er Helfer. Für den jüngsten Auftrag holte er sich die Unterstützung von vier Kameraden: einem Amerikaner (42), einem Polen (40) und zwei Deutschen (27 und 29). Ihr Training hatten alle in der Heimat erhalten - in den Armeen ihrer Länder. Auch die beiden Deutschen waren Scharfschützen und trugen 2009 noch Uniform. Während ihrer jeweils drei Jahre Dienstzeit waren sie auf Einsätzen im Kosovo und Afghanistan.

Die fünf Beschuldigten arbeiteten laut Bharara als Leibwächter für Drogenbosse, doch jeder wollte "Bonusjobs". Morde also, die extra bezahlt wurden. Für einen ganz speziellen - dem an einem US-Drogenfahnder und dessen Informanten im westafrikanischen Liberia - sollte es für alle zusammen 700 000 Dollar geben, weitere 100 000 für "Rambo".

Mit ihren beiden Helfern reisten sie um die Welt, schmuggelten Kokain, besorgten Maschinen- und kleinkalibrige Pistolen und kundschafteten ihre Opfer aus. Thailand, Mauritius, Liberia, Bahamas, New York - die Schauplätze könnten aus einem Bond-Film sein. Die Gangster beschafften sogar spezielle Gesichtsmasken, um sich zu Afrikanern zu machen. Jedoch: Der Auftraggeber war verdeckter Ermittler, die fünf Männer standen unter ständiger Beobachtung. Am Mittwoch wurden sie festgenommen: "Rambo" in Thailand, der andere Amerikaner und der Deutsche in Liberia, die Helfer aus Polen und Deutschland in Estland. In New York trafen die Hauptverdächtigen am Freitag wieder zusammen. Alle bekannten sich nicht schuldig.

"Die Anklage gibt Auskunft über eine Szene gut ausgebildeter Scharfschützen, die sich als Söldner im Namen des Bösen anheuern lassen", sagte Bharara. "Drei der Angeklagten waren bereit, willens und geradezu begierig darauf, kaltes Geld für einen kaltblütigen Mord zu nehmen." Wie kaltblütig, steht in den Ermittlungsakten. Demnach sagte der deutsche Scharfschütze, der den Mord in Liberia ausführen sollte, bei einem Treffen: "Mir macht das Spaß. Ich liebe diese Arbeit."

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