Die Queen lässt Harry und Meghan gehen Wirbel um einen Brüder-Zwist und eine royale Bewerbung

London · Beim Familiengipfel ist die Queen bemüht, die dunklen Wolken über dem britischen Königshaus zu vertreiben. Am Ende stimmt sie dem Rückzug ihres Enkels Harry zu.

(SZ/ap) Vermutlich sind die Briten zu krisenerprobt und Brexit-geplagt, als dass ein Austritt ohne ein sogenanntes Gipfeltreffen auskommen könnte, selbst wenn es um einen Rückzug aus dem Königshaus geht. Die gestrige Zusammenkunft der führenden Mitglieder der Windsors jedenfalls wurde von der Presse „Sandringham-Gipfel“ getauft, als ginge es um Weltpolitik. Bereits am Morgen postierten sich Dutzende Kameras auf dem Tau-bedeckten Rasen vor dem herrschaftlichen Anwesen der Queen in der englischen Grafschaft Norfolk. Später empfing hier Königin Elisabeth II. ihren ältesten Sohn, Thronfolger Prinz Charles, sowie ihre Enkel William und Harry zur Krisensitzung. Herzogin Meghan sollte per Telefon aus Kanada zugeschaltet werden. Später hieß es, die Queen habe dem Wunsch ihres Enkels  zugestimmt. Sie hätte es vorgezogen, wenn Prinz Harry und seine Frau Meghan sich weiter voll für das Königshaus engagiert hätten, doch sie respektiere deren Wunsch nach Unabhängigkeit, erklärte die Monarchin nach dem Familientreffen.

Die Krise hatte vergangene Woche begonnen, als die Sussexes ohne Absprache mit der Familie ihren Rücktritt als „Senior Royals“ verkündeten. Finanziell unabhängig wollten sie sein, mehr Zeit in Nordamerika verbringen. Die königlichen Titel planen sie zu behalten, nur mit den royalen Pflichten soll Schluss sein – „halb drinnen, halb draußen“, monieren Gegner wie Befürworter den Wunsch des Herzogs und der Herzogin von Sussex, „das Beste aus beiden Welten“ zu behalten. Seitdem tobt ein Sturm über der Insel.

Am Wochenende rückte der angebliche Brüder-Zwist in den Vordergrund. So habe Prinz William den 35-jährigen Harry „gemobbt“, indem er die neue Frau an Harrys Seite nicht ausreichend „willkommen“ geheißen habe, wie die „Times“ schrieb. Das Ehepaar Sussex habe sich von der Haltung des Herzogs von Cambridge „verdrängt“ gefühlt. „Ich habe unser ganzes Leben einen schützenden Arm um meinen Bruder gelegt, ich kann es nicht mehr – wir sind keine Einheit mehr“, wurde William in dem Blatt zitiert. Gestern meldeten sich die beiden Brüder überraschend und merklich verärgert mit einem Statement an die Öffentlichkeit und wiesen die Schlagzeilen als „falsch“ zurück.

Hohe Wellen schlug am Wochenende ein Video, auf dem Prinz Harry bei der „König der Löwen“-Europapremiere letzten Juli angeblich seine Ehefrau bewarb. In einem Gespräch mit Disney-Chef Bob Iger verwies der Herzog laut Berichten darauf, dass Meghan auch als Synchronsprecherin arbeite und Interesse an einem Job hätte. Der Disney-Boss antwortet daraufhin: „Das würden wir gerne ausprobieren.“ Heikel daran: Medien berichteten am Wochenende, dass die Herzogin von Sussex tatsächlich im vergangenen Jahr einen Synchronsprecher-Vertrag mit Disney geschlossen hat. Im Gegenzug für ihr Engagement soll die Wohltätigkeitsorganisation „Elephants Without Borders“ eine nicht genauer bezifferte Spende erhalten. „Das ist höchst unangenehm für die Royals“, hieß es sofort von mehreren Seiten. Denn kommerzielle Arbeit, für die Mitglieder des Königshauses ihre Titel nutzen, gilt als inakzeptabel. Dass die Sussexes ihren Status zu Geld ummünzen könnten, gehört zu den Sorgen der Windsors, wie Insider verrieten.

Deshalb wollte man im privaten Rahmen von Sandringham so schnell wie möglich eine für alle Seiten zufriedenstellende Kompromisslösung finden. Die zentralen Fragen kreisen vor allem um finanzielle Angelegenheiten wie: Wer etwa wird für den Schutz des Paares bezahlen? Kommt weiterhin der britische Steuerzahler für die Sicherheit auf oder der kanadische Staat? Wie viel Unterstützung erhalten die beiden künftig? Und werden der Herzog und die Herzogin weiterhin Termine für die royale Familie wahrnehmen?

Die Frage lautet auch, ob wirklich Herzogin Meghan hinter dem radikalen Schritt steckt, wie allein durch das Stichwort „Megxit“ gemeinhin angedeutet wird. „Der Meghan-Mythos ist Unsinn, großzügig unterfüttert mit Verachtung, Frauenfeindlichkeit und etwas Rassismus“, sagt der Königshaus-Korrespondent der BBC, Jonny Dymond. Vielmehr habe der Prinz immer herausgewollt aus dem engen Korsett, aus der von jahrhundertealten Traditionen bestimmten Institution.

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