Albtraum für den kleinen Ruben
Tripolis/Kairo. Er hat als Einziger den Absturz eines Flugzeugs überlebt. Doch was zunächst wie riesiges Glück aussieht, ist letztlich ein Albtraum für den kleine Ruben aus den Niederlanden. Der Neunjährige verlor bei dem Unglück Vater, Mutter und einen Bruder
Tripolis/Kairo. Er hat als Einziger den Absturz eines Flugzeugs überlebt. Doch was zunächst wie riesiges Glück aussieht, ist letztlich ein Albtraum für den kleine Ruben aus den Niederlanden. Der Neunjährige verlor bei dem Unglück Vater, Mutter und einen Bruder.
Beim Absturz einer Passagiermaschine auf dem Flughafen der libyschen Hauptstadt Tripolis sind am Mittwoch 103 Menschen ums Leben gekommen. Nur der neunjährige Ruben überlebte die Katastrophe. Verletzt wurde er in ein Krankenhaus gebracht.
Gestern teilte das Auswärtige Amt mit, dass unter den Opfern auch ein Deutscher ist. Den Angaben zufolge handelt es sich um einen 58-Jährigen aus Hessen. Der Krisenstab der libyschen Regierung sprach von zwei Deutschen, was aber zunächst weder vom Ministerium noch von der libyschen Fluggesellschaft Afriqiyah Airways bestätigt wurde.
Insgesamt waren 71 Passagiere aus den Niederlanden an Bord gewesen, die nach ihrem Urlaub in Südafrika via Libyen nach Hause flogen. Weshalb der Pilot der libyschen Fluglinie die Landebahn verfehlte, ist noch unklar. "Jetzt, wo ein Expertenteam aus Holland in Libyen eingetroffen ist, wird die Untersuchung der Unfallursache mit der Auswertung von Flugdatenschreiber und Stimmenrekorder beginnen", sagte ein Sprecher des Unternehmens. Die Nationalitäten einiger Passagiere seien noch nicht bekannt, erklärte er.
Die libysche Nachrichtenagentur Jana meldete, Transportminister Mohammed Seidan habe Ruben, den einzigen Überlebenden des Absturzes, im Al-Chadra-Krankenhaus in Tripolis besucht. "Sein Zustand ist stabil", sagte der behandelnde Arzt. Der Neunjährige aus den Niederlanden musste wegen vier Knochenbrüchen an den Beinen operiert werden.
Sah man den Helfern zu, die am Mittwoch im Sand zwischen verbogenen grünen Sitzen, verstreuter Kleidung und winzigen Metallteilen nach den Überresten der verunglückten Flugzeuginsassen suchten, fiel es schwer zu glauben, dass überhaupt jemand dieses Unglück überleben konnte.
Das aus Johannesburg kommende Flugzeug war während des Landeanfluges auf ein leeres Gelände gestürzt. Nach offiziell noch nicht bestätigten Angaben soll die Maschine vom Typ Airbus A330-200 kurz vor der Landebahn den Boden berührt haben. Anschließend sei sie ins Schleudern geraten und dann rund 500 Meter weiter zerborsten.
Hintergrund
Die schwersten Flugzeugunglücke des Jahrzehnts:
10. April 2010: Alle 96 Insassen, darunter Polens Präsident Kaczynski, sterben beim Absturz einer Tupolew in Russland.
1. Juni 2009: Ein Airbus von Air France stürzt über dem Atlantischen Ozean ab. Alle 228 Menschen an Bord sterben.
18. Juli 2007: 200 Menschen sterben, als ein Airbus der brasilianischen Fluglinie TAM in São Paulo in ein Gebäude rast.
19. Februar 2003: Absturz eines iranischen Militärflugzeugs im Südosten des Landes: 302 Todesopfer.
12. November 2001: 265 Menschen sterben nach dem Sturz eines Airbus der Linie American Airlines auf das New Yorker Viertel Queens. afp
