Kunst als Mission

Saarbrücken · Kunst ist Bildung. Kunst ist Politik. Kunst kann etwas bewirken. Davon sind „Die Redner“ überzeugt. Und so gibt es zu jeder ihrer multimedialen Musik-Performances immer auch ein Workshop-Programm, in dem sich „Die Redner“ Oliver Strauch und Florian Penner mit jungen Leute über die aufgeworfenen Fragestellungen auseinandersetzen.

 In „Credo“ verschmelzen Musik, Text und Bilder. Foto: Björn Hickmann

In „Credo“ verschmelzen Musik, Text und Bilder. Foto: Björn Hickmann

Foto: Björn Hickmann

In ihrer aktuellen multimedialen Performance "Credo", die am 19. Februar noch einmal in der Alten Feuerwache läuft, widmen sich "Die Redner" Oliver Strauch und Florian Penner dem Thema Glauben und Religiösität: Zu Wort kommen Atheisten, Philosophen und Gläubige der großen Weltreligionen, darunter ein Mönch, ein Imam und ein Rabbi. Bilder und Statements verschmelzen mit Live-Jazz auf der Bühne zu einem hochkomplexen Gesamtkunstwerk.

Für die beiden Saarbrücker Künstler sind ihre Performances immer auch Herzensangelegenheiten, ihre Kunst aus Live-Musik, Videoprojektionen, berühmten Reden und philosophischen Texten hat eine Botschaft, ist hochpolitisch. Denn "Die Redner" haben "eine Mission", wie auf ihrer Homepage nachzulesen ist: mit den Mitteln der Kunst Widerstand in einer friedlosen, gewalttätigen, zerstrittenen Welt zu leisten und ganz unterschiedlichen Menschen eine Stimme zu geben. Nichts weniger als "der Weltfrieden" ist das Ziel. Und weil Menschen umso friedfertiger miteinander umgehen, je mehr sie voneinander wissen, bieten "Die Redner" zu ihren Performances immer auch vertiefende Kreativ-Workshops in Schulen an.

So auch zu "Credo". Darin geht es um den Glauben und was er für Christen, Muslime, Juden ganz individuell bedeutet. "Wir haben bewusst den Fokus auf das Verbindende der verschiedenen Religionen gelegt", erklärt Florian Penner. Wohlwissend, dass dabei viele konfrontative Aspekte ausgeklammert werden. So kritisierten zum Beispiel Zuschauerinnen in den Publikumsgesprächen nach der Performance, dass ihnen der weibliche Blick im Umgang mit Religion fehle und die umstrittene Rolle der Frau nicht thematisiert werde. Andere vermissten Fragen nach dem Zusammenhang zwischen Religion und Gewalt. "Die Redner" freuen sich über Kritik, gehört sie doch gewissermaßen zum Stück dazu, das den Diskurs und die Auseinandersetzung provozieren will: "Credo" bietet Unmengen an Gesprächsstoff rund um das Thema Religion und Spiritualität - eine hervorragende Grundlage für die Arbeit mit Jugendlichen zu dem Thema.

Mit Zehntklässlern der Marienschule und des Ludwigsgymnasiums in Saarbrücken arbeiteten "Die Redner" im November mehrere Tage. "Ganz schnell führte die Diskussion um Glauben und Werte zur Flüchtlingsfrage", erzählt Penner. Unter anderem besuchten die Schüler die Landesaufnahmestelle in Lebach, sprachen mit Helfern und Flüchtlingen. Sie setzten sich schauspielerisch mit populistischen Reden von Pegida-Anführern auseinander, indem sie diese selbst rezitierten - Rollenwechsel erweitern bekanntlich den Horizont. Und die Schüler formulierten eigene Gedanken. Im April werden "Die Redner" mit 30 jungen Leuten aus ganz Europa in der Europäischen Akademie Otzenhausen arbeiten. Im Herbst sind sie mit "Credo" beim Deutschen Historikertag in Hamburg zum Thema "Glaubensfragen" eingeladen.

Doch so innovativ und visionär das künstlerische Konzept "Der Redner" auch sein mag, die Kosten sind kaum zu stemmen, beklagt Florian Penner. Hauptberuflich arbeitet der Bassist und Videokünstler als Dozent für "Media Art & Design" an der Saar-Kunsthochschule. Oliver Strauch verdient sein Geld hauptsächlich als Professor für Jazzschlagzeug an der Saar-Musikhochschule. Und doch wollen die beiden Idealisten von ihrer politisch-künstlerischen "Mission" nicht lassen. Darum kämpfen sie sich weiter durch Förderanträge, werben um Zuschüsse und Sponsoren. Ein mühsames Unterfangen. Für "Credo" gaben das Kultusministerium, die Staatskanzlei und SaarToto jeweils 20 000 Euro. Das Staatstheater war als Co-Produzent mit an Bord. Und doch verschlang das Projekt am Ende 120 000 Euro, die nur mühsam aufgebracht werden konnten. Dennoch wollen "Die Redner" weitermachen. Es ist auch ein 45-minütiger Dokumentarfilm über die einjährige Arbeit an "Credo" entstanden, für den die Gruppe derzeit bei deutschen Fernsehsendern wirbt.

Am 19. Februar gibt es zwei Vorstellungen von "Credo" in der Alten Feuerwache: Um 19.30 Uhr (nur noch wenige Karten) und morgens um 11 Uhr für Schüler. Die Redner bieten dazu Vor- und Nachgespräche in den Schulen an. Es sind noch Plätze frei. Info: kontakt@die-redner.de

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