Finale der „Saarbrücker Kammerkonzerte“ Federndes Loslassen mit dem Aris Quartett

Saarbrücken · (jle) Jede einzelne Phrase penibelst durchgestaltet, von nuancenreichen Abstufungen zehrend: Die Exaktheit, mit der sich das „Aris Quartett“ am Sonntagmorgen in der Saarbrücker HfM Haydns Opus 55/2 annahm, war zu Beginn von einem fast sinistren Naturell.

Das „Andante o più tosto allegretto“ präsentierte sich in Form einer Doppelvariation edel-entrückt, den schroffen zweiten Satz inklusive Fuge trieben klare Linien voran, keine überbordenden Emotionen. Erst mit der Dur-Reprise des „Allegros“ brach sich federndes Loslassen Bahn, das im Menuett kultiviert, im abschließenden Presto mit Wonne in den Königsstand erhoben wurde.

Anton Weberns „Fünf Sätze für Streichquartett“ sind kammermusikalische Miniatur-Studien. Huschende sul ponticello Klänge züngeln eingangs als zu übergebendes Medium in den Reihen der Spielenden, ein Melodiefragment steigt empor, zerstiebt. Das Ensemble erging sich nicht in überanstrengter Tiefsinnigkeit, sondern entdeckte das Abstrakte mit der eingängigen Schönheit des Konkreten. Beethovens „Streichquartett op. 59/3 in C-Dur“ krönte das Finale der „Saarbrücker Kammerkonzerte“ mit unverwechselbarer Brillanz. Während das „Allegro vivace“ einem konzertanten Muster mit Solopart folgt (hinreißend: Primaria Anna Katharina Wildermuth), nimmt das „Andante“ Züge origineller Grazie an. Spätestens im Fugato beweist dieses junge Streichquartett: Das Alter spielt doch eine Rolle! Das muss man nicht nur annehmen, das versteht sich eigentlich von selbst.

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