Britische Sängerin in Saarlouis Die Magie der Tanita Tikaram

Saarlouis · One Hit Wonder – das hört Sängerin Tanita Tikaram nicht so gerne, schließlich will sie nicht auf ihren einzigen nennenswerten Hit „Twist in my sobriety“ reduziert werden.

 Tanita Tikaram schöpfte in Saarlouis aus dem Vollen.

Tanita Tikaram schöpfte in Saarlouis aus dem Vollen.

Foto: Sebastian Dingler

Und es stimmt ja, sie ist viel mehr als das, und hat auch viel mehr zu bieten. Das stellte sie am jetzt im Saarlouiser Theater am Ring vor 280 Zuschauern unter Beweis. Zum allerersten Mal war die Britin mit indisch-malaysischen Wurzeln im Saarland zu Gast – und hinterließ einen starken Eindruck. Das trifft allerdings auch für ihre Vorband – neudeutsch „Support“ – zu, das Trio von Pianist und Sänger Luca Sestak. Die Kombination aus toller Stimme, prima Songs und fantastischem Klavierspiel erinnerte stark an Jamie Cullum und könnte den jungen Mann noch ganz weit nach vorne bringen.

Tanita Tikaram begrüßte ihre Fans erstmal damit, dass sie jüngst zwei Jubiläen feierte – ihre 30-jährige Bühnenkarriere und ihren 50. Geburtstag. In einem Interview hatte sie geäußert, dass sie sehr schüchtern sei. Ja, den Eindruck hatte man durchaus, zumindest dauerte es eine Weile, bis die Sängerin etwas auftaute und ihren leicht bitter wirkenden Gesichtsausdruck ablegte. „I just want to see her smile“ sang sie da im Song „I Don‘t Wanna Lose at Love“ – zu Deutsch: „Ich möchte sie nur mal lächeln sehen“, das traf auch auf sie selbst zu.

Dabei gab es kaum etwas zu meckern, die Band in der außergewöhnlichen Besetzung Kontrabass, Schlagzeug, Saxofon/Klarinette, Geige und Akkordeon ließ nichts zu wünschen übrig. Tikaram konnte außerdem aus den Vollen ihres reichhaltigen Songmaterials schöpfen. „Twist in my sobriety“ erschien übrigens schon in der Mitte des Programms, vorher launig angekündigt mit „diesen Song kennen Sie bestimmt nicht“. Das etwas veränderte Arrangement nahm dem Stück nichts von seiner Magie, auch nicht, dass statt der markanten Oboe des Originals die Klarinette eingesetzt wurde. Spätestens bei der Reprise von „Good Tradition“, einer beschwingter Nummer von Tikarams Debut-Album, sah man die Sängerin auch mal lachen – das tat gut.

Stark auch die Vorstellung von Mark Pell am Schlagzeug beim Song „Heavy Pressure“, als er alleine mit vielen elektronischen Sounds Tikaram begleitete – das mündete gegen Ende des Songs in ein fulminantes Schlagzeugsolo. Und schon – man hatte den Eindruck, das Konzert habe erst begonnen – kam es zum letzten Stück. „Wild Is the Wind“, 1957 von John Mathis gesungen, für Tikaram „der perfekte Song“, wie sie sagte. Nachdem schon David Bowie und George Michael Versionen davon aufgenommen hatten, kam auch das Saarlouiser Publikum in den Genuss des traurigen Stückes.

Danach wurde vom Publikum vehement Zugabe gefordert. Dafür hatte sich die Sängerin etwas Besonderes ausgedacht. Ihr Deutsch sei nicht besonders gut, also solle man sie unterstützen während der deutschen Strophe. Das taten die Zuschauer bereitwillig bei „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Dann sang Tanita Tikaram auch noch etwas auf Französisch – trotz ihres „english accents“, den sie selbst beklagte, und schickte ihre Zuhörer zufrieden nach Hause.

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