Das verpflichtende Masketragen wird in Frage gestellt Im Freien können die Masken bald fallen

Berlin · Die Inzidenzen sinken, die Impfquote steigt – Politiker verschiedener Parteien sowie Verbände stellen das verpflichtende Masketragen in Frage.

Im Freien können die Masken bald fallen
Foto: dpa/Peter Kneffel

Angesichts der anhaltend niedrigen Infektionszahlen in Deutschland ist eine Debatte über die Pflicht zum Tragen des Mund-Nase-Schutzes in bestimmten Bereichen entbrannt. Befeuert wurde die Diskussion durch eine Äußerung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der sich für eine Aufhebung der Maskenpflicht in Außenbereichen aussprach, zugleich allerdings ein schrittweises Vorgehen vorschlug. „Bei den fallenden Inzidenzen sollten wir gestuft vorgehen: In einem ersten Schritt kann die Maskenpflicht draußen grundsätzlich entfallen“, sagte Spahn am Montag. In Regionen mit sehr niedriger Inzidenz und einer hohen Impfquote könne die Pflicht nach und nach auch drinnen entfallen.

Die Grünen forderten grundsätzlich eine Beibehaltung der Maskenpflicht in Innenräumen, brachten jedoch eine Lockerung in privaten Räumen ins Spiel. „Überall dort, wo ungeimpfte Personen im Innenbereich ohne nötigen Abstand aufeinandertreffen, sollten weiterhin Masken getragen werden. Ausgenommen werden können das eigene Fahrzeug und die eigene Wohnung, denn auch dort gilt in einigen Bundesländern Maskenpflicht“, sagte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen unserer Redaktion. Berlin, Hamburg und Sachsen etwa schreiben eine Maskenpflicht im Auto generell vor. Eine Lockerung der Maskenpflicht in Außenbereichen hält Dahmen bei niedriger Inzidenz für möglich. Aber: „Eine generelle Aufhebung der Maskenpflicht halte ich aus medizinischen Gründen derzeit für falsch, solange wir noch keine Impfquote bei den Zweitimpfungen von 70 Prozent erreicht haben“, betonte der Grünen-Politiker.

Die Impfquote von 70 Prozent brachte auch der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, als entscheidende Marke ins Spiel. Wenn diese erreicht sei und die Inzidenzen weiterhin auf niedrigem Niveau bleiben würden, „dann ist der richtige Zeitpunkt für solche Diskussionen gekommen“, sagte Marx. Da das Coronavirus vor allem über Aerosole übertragen werde, sollte in Innenräumen weiterhin Maske getragen werden, betonte der Intensivmediziner. Draußen aber und bei Einhaltung von Abständen könne man die Maske durchaus einmal ablegen – „und ein bisschen frühere Normalität zurück gewinnen“, so Marx.

Zuvor hatten bereits der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt eine Aufhebung draußen befürwortet, dies in Innenräumen aber abgelehnt. Aus den Reihen der FDP und AfD kamen Forderungen nach einer kompletten Aufhebung in allen Bereichen.

Auf positive Resonanz stieß Spahns Vorstoß im Hotel- und Gaststättengewerbe. Es sei „richtig und konsequent“, dass die Maskenpflicht angesichts sinkender Inzidenzen und einer steigenden Impfquote auf den Prüfstand kommt, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Dehoga-Bundesverbandes, Ingrid Hartges. „Insbesondere an der frischen Luft tendiert die Ansteckungsgefahr auch laut führender Aerosolforscher gen Null“, sagte Hartges. Es sei Aufgabe der Politiker jetzt zu entscheiden, ob und wenn ja wo eine Maskenpflicht „noch sinnvoll und im Rechtssinne verhältnismäßig“ sei.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sprach sich dafür aus, die Maskenpflicht unter freiem Himmel umgehend fallen zu lassen. „In Außenbereichen kann eine Maskenpflicht eigentlich sofort wegfallen. Mal abgesehen davon, dass der Sinn dieser Maßnahme schon immer zu hinterfragen war, fehlt mittlerweile dafür nun wirklich jegliche medizinische oder juristische Grundlage.“ Auch für Innenbereiche werde die Maskenpflicht „sehr bald“ entfallen können, ist Gassen überzeugt – „wenn alle, die sich in Innenräumen aufhalten, entweder geimpft, getestet oder genesen sind“.

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