Carbis Bay Die Queen, Boris Johnsons Wunderwaffe beim G7-Gipfel

Carbis Bay · Die Briten werden für alles mögliche bewundert: Tee, Popkultur, Schlangestehen, Elfmeter verschießen. Unangefochten aber ist die weltweite Faszination für die dauerwinkenden und dauerlächelnden Royals, im Speziellen für Königin Elizabeth II.

 Königlicher Smalltalk beim Gipfel in Großbritannien: Queen Elizabeth II spricht hier mit Emmanuel Macron (4.v.l.) und Kanzlerin Angela Merkel.

Königlicher Smalltalk beim Gipfel in Großbritannien: Queen Elizabeth II spricht hier mit Emmanuel Macron (4.v.l.) und Kanzlerin Angela Merkel.

Foto: dpa/Jack Hill

Keine Überraschung also, dass die britische Regierung am Wochenende ihre Wunderwaffen nach Cornwall zitierte, um am Rande des G7-Gipfels die Staats- und Regierungschefs zu bezirzen in Zeiten des Brexit und Boris Johnsons.

Die Briten beherrschen das mit dem Tamtam und der subtilen Ins­zenierung wie sonst niemand. Soft Power nennt sich das. Und die Charmeoffensive mit Krönchen funktionierte natürlich, denn die Queen und ihr Tross lieferten wie sie immer liefern, inklusive dem bei diesen steifen Events höchst willkommenen Humor. England eben. Als die Monarchin mit den Staatenlenkern für ein Gruppenfoto mit coronabedingt gebührendem Abstand posierte, fragte sie in die Runde: „Are you supposed to be looking as if you‘re enjoying yourself?“ („Soll man jetzt so tun, als würde man sich vergnügen?“). Die Lacher waren auf ihrer Seite. Und Premierminister Johnson freute sich. Sich im Glanz der Königin sonnen zu können, beeindruckt sogar die führenden Politiker der wichtigsten Industrienationen. Vielleicht waren sie auch erleichtert, dass Johnson, gewöhnlich nie um einen Witz verlegen, nicht seine Kalauer zum Besten gegeben hat. Der britische Regierungschef antwortete auf die Frage der Queen lediglich: „Ja, auf jeden Fall. Wir haben uns vergnügt, obwohl es nicht so aussieht.“ Das sah es tatsächlich nicht. Die Szene wirkte mit Verlaub etwas uninspiriert. Trotzdem färbte der Glamour der Royals am Wochenende auch auf die britische Regierung ab. Mission erfüllt.

Ob die 95-jährige Königin ebenso beeindruckt von der Runde war, sei mal dahingestellt. Ihre Majestät erlebt mit Johnson ihren 14. Premier, saß als Staatsoberhaupt schon neben Winston Churchill, dem britischen Fels in der Brandung, wenn man so will. Jedenfalls hat die Meisterin des Smalltalks alle kommen und gehen sehen, da hat man sich das Recht aufs Witze reißen verdient, wenn man sich schon zur Politik nicht äußern kann. Das Königshaus hält sich aus politischen Fragen heraus, wobei diese Nachricht bei Prinz Charles nicht immer angekommen zu sein scheint. Der Thronfolger setzt sich für Umweltthemen ein, was natürlich sehr löblich ist. Aber er schrieb in der Vergangenheit auch gerne Briefe an Politiker, anstatt als Marionette der Regierung die Herzen der ernsten Staats- und Regierungschefs in aller Welt zu erobern. Das Briefeschreiben hat Charles angeblich eingestellt, für den Umweltschutz kämpft er weiter, auch am Wochenende. Ganz ohne Witze.

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