Merckle verkauft Ratiopharm an Teva

Ulm. Mehr als ein Jahr nach dem Selbstmord des schwäbischen Unternehmers Alfred Merckle hat sein Sohn Ludwig den Arzneimittelhersteller Ratiopharm für 3,625 Milliarden Euro an den israelischen Generika-Hersteller Teva verkauft. Ludwig Merckle erklärte, der Verkauf sei ein "schmerzvoller Schritt" für die Gründerfamilie. Er will damit Schulden tilgen

Ulm. Mehr als ein Jahr nach dem Selbstmord des schwäbischen Unternehmers Alfred Merckle hat sein Sohn Ludwig den Arzneimittelhersteller Ratiopharm für 3,625 Milliarden Euro an den israelischen Generika-Hersteller Teva verkauft. Ludwig Merckle erklärte, der Verkauf sei ein "schmerzvoller Schritt" für die Gründerfamilie. Er will damit Schulden tilgen. Ratiopharm stellt Generika her, also Nachahmer-Medikamente. In dieser Branche ist die Ulmer Firma mit einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro weltweit die Nummer sechs. Medienberichten zufolge hatten sich für Ratiopharm neben Teva auch der US-Pharmariese Pfizer und der isländische Arzneimittelhersteller Actavis interessiert. Teva ist mit einem Umsatz von zehn Milliarden Euro der größte Generika-Hersteller weltweit.Ratiopharm biete Teva "eine ideale Plattform zum Ausbau unserer Führungsposition auf europäischen Schlüsselmärkten, allen voran Deutschland, aber auch auf wachstumsstarken Märkten wie Spanien, Italien und Frankreich", erklärte Teva-Chef Shlomo Yanai (Foto: dpa). Deutschland sei mit einem geschätzten Umsatz von 6,4 Milliarden Euro der zweitgrößte Generikamarkt der Welt. Ratiopharm vermarkte seine Arzneimittel in 26 Ländern, verfüge über beträchtliches Wissen im Bereich Biosimilars - biotechnologisch erzeugte Nachahmer-Arzneien wie etwa bestimme Hormone - und habe ein gut eingespieltes Vertriebs- und Marketingteam, erklärte Teva. Das israelische Unternehmen geht von einem Abschluss des Geschäfts bis Ende des Jahres aus. Ludwig Merckle erklärte, der Verkauf sei "unumgänglich" gewesen. Er sei zuversichtlich, dass die Übernahme durch Teva eine gute Lösung sei: Der neue Eigentümer habe ein klares Bekenntnis zu den Standorten Ulm und Blaubeuren gegeben. "Das war mir sehr wichtig." Die Familie Merckle und eine Gruppe von Banken hatten sich auf den Verkauf von Ratiopharm geeinigt, um die Schulden der Merckle-Gruppe zu reduzieren. Der Pharma-Milliardär Adolf Merckle hatte Anfang Januar vergangenen Jahres Selbstmord begangen. Der Unternehmer war in Bedrängnis geraten, weil einige seiner Firmen hoch verschuldet waren und im Zuge der Finanzkrise drastisch an Wert verloren hatten. Außerdem hatte er sich mit VW-Aktien verspekuliert und damit bis zu einer Milliarde Euro verloren. Sein Sohn Ludwig Merckle kündigte gestern an, er werde den Umbau der Unternehmensgruppe weiter vorantreiben. Er sehe es als seine Aufgabe, die Schuldentilgung abzuschließen und die verbleibende Gruppe für die Zukunft aufzustellen. Zur Merckle-Gruppe gehören unter anderem der Pharmagroßhandel Phoenix, der Geländefahrzeughersteller Kässbohrer und ein Anteil an Heidelberg Cement. afp

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