Schlägerei an Schule hochgepuscht?
St. Wendel. Zwei Jungs prügeln sich auf dem Pausenhof der Erweiterten Realschule (ERS) in Freisen. Einer der Streithähne wird so arg verletzt, dass er zum Arzt muss. Eine Türscheibe geht auch zu Bruch. Geschehen am Mittwoch vergangener Woche (wir berichteten).Die Meldung über diesen Zwischenfall in der St. Wendeler SZ-Lokalausgabe vom 11
St. Wendel. Zwei Jungs prügeln sich auf dem Pausenhof der Erweiterten Realschule (ERS) in Freisen. Einer der Streithähne wird so arg verletzt, dass er zum Arzt muss. Eine Türscheibe geht auch zu Bruch. Geschehen am Mittwoch vergangener Woche (wir berichteten).Die Meldung über diesen Zwischenfall in der St. Wendeler SZ-Lokalausgabe vom 11. März sorgt für heftige Diskussionen an der Schule. Zu Debatten, ob darüber überhaupt berichtet werden sollte, und wenn wie. Darum wollen Schüler mit einem verantwortlichen Redakteur sprechen, besuchen die Redaktion in St. Wendel. Maximilian Schwender (13), Julia Kastel (13), Michelle Eifler (12), Katharina Kulla (13), alle Vertreter der Klasse 7a, und Björn Hesse (17) aus der 10d kommen. Die ERS-Besucher sind mit der Darstellung in der SZ nicht einverstanden. Zumal der Bericht auch noch in der jetzigen Phase der Neuanmeldungen die Schulauswahl der Eltern beeinflussen könne, sind sich die Siebtklässler einig. Maximilian: "Ich finde die Überschrift nicht gut." Der Titel lautete: "Schüler rasten an Erweiterter Realschule in Freisen aus". Klassenkameradin Katharina ergänzt: "Das liest sich so, als ob das bei uns gang und gäbe wäre. Das passiert bei uns aber sehr selten." SZ-Regionalleiter Volker Fuchs hält entgegen: "Aber das ist doch Tatsache, dass ein Schüler eins auf die Nase bekommen hat." Katharina entgegnet: "Ja, aber warum wurde über uns geschrieben? Das passiert doch auch am Gymnasium." Fuchs erklärt, dass die Zeitung auch in solch einem Fall berichte. "Allerdings müssen wir es wissen." Eine Zeitung sei nun mal dafür da, Nachrichten zu verbreiten. Julia fragt, warum in der Überschrift nicht die Zahl der Schüler genannt worden sei, die an dem handfesten Zoff beteiligt gewesen sind. Maximilian ergänzt: "Das sieht so aus, als ob das alle Schüler gewesen wären." Und Björn bestätigt dies damit, dass ihn Bekannte sogar auf eine "Massenschlägerei" an der Schule angesprochen haben sollen. Das habe die ganze Sache gepuscht. Redakteur Fuchs verteidigt die Art der Darstellung. Von einer Massenschlägerei sei nichts geschrieben worden. "Was Menschen hineinlesen, steht nicht drin. Ich bin verwundert über die Reaktion, dass die sachliche Meldung eine ganze Schule in Misskredit gebracht haben soll." Er vergleicht die Formulierung mit denen im Sport: "Wenn es nach einem Fußballspiel in einem Bericht heißt, Deutschland verliert gegen Argentinien, dann fühle ich mich persönlich ja auch nicht angesprochen oder sogar als Verlierer." Das sei eine ganz übliche journalistische Darstellungsform.Julia ärgert sich außerdem darüber, dass ein Zwischenfall mit Reizgas in einem Schulbus, an dem Schüler der Freisener ERS beteiligt waren, ebenfalls in dem Bericht aufgegriffen wurde. Das habe ein schlechtes Bild ihrer Schule nach außen verstärkt. Fuchs sieht darin keinen Fehler: "Wenn deswegen 47 Schüler, wenn auch nur vorübergehend, ins Krankenhaus müssen, dann ist das was Besonderes. Es ist unsere Aufgabe, darüber zu berichten. Ich kann mich nicht erinnern, dass so etwas in den letzten Jahren in der Region passiert ist."Björn lässt nicht locker, geht abermals auf die Schulhof-Schlägerei ein: "An anderen Schulen passiert das regelmäßig. Das interessiert keinen mehr." Er hätte auch den Reizgas-Fall aus der Meldung herausgelassen. "Der hatte keinen Bezug." Auch hier entgegnet SZ-Regionalleiter Fuchs: "Es gab zwei Zwischenfälle innerhalb einer Woche mit Beteiligung Freisener Schüler. Eine Woche ist eine sehr kurze Zeit."
HintergrundNach dem SZ-Bericht über die Prügelei an der Erweiterten Realschule (ERS) in Freisen erhielt die Redaktion vier Leserbriefe der dortigen fünften Klassenstufe. Wir drucken sie ab, verzichten aus rechtlichen Gründen auf die Namensnennung der Schüler. Sie sind der Redaktion bekannt:- Wir sind nicht erfreut darüber, was Sie über unsere Schule schreiben. Der Fall der Schlägerei war gar nicht so schlimm. Damit ziehen Sie unsere ERS Freisen in den Dreck. Uns gefällt unsere Schule sehr gut, und wir lassen nicht zu, dass Sie den Namen unserer Schule beschmutzen.Vier Unterzeichner der Klasse 5b der ERS Freisen- Mit diesem Lesebrief möchten wir unsere Schule, die ERS Freisen, verteidigen gegen die übertriebenen Berichterstattungen durch Rundfunk und Presse über Gewalt an unserer Schule. Der Vorfall im Bus war ein Unfall und die Prügelei ein Einzelfall. Unser Schulleiter hat uns schon in einer Durchsage gesagt, dass er solche Verhaltensweisen an unserer Schule nicht möchte, und wir möchten das auch nicht! Unsere Schule ist nicht umsonst eine der besten im Saarland. Mit dem neuen Konzept haben wir zum Beispiel einen viel ruhigeren Unterricht erreicht. Wir finden es unfair, wenn über unsere Schule so schlecht berichtet wird, obwohl es Prügeleien auch in anderen Schulen gibt, vielleicht sogar öfter. Unsere Schule ist eine ordentliche und saubere Schule, und wir alle wollen, dass das so bleibt. Zwei Unterzeichner der Klasse 5b der ERS Freisen- Wir sind zwei Schülerinnen von der ERS Freisen. Uns gefällt unsere Schule sehr. Die Lehrer sind sehr lieb, sie gehen auf uns zu. Herr Mohr ist der beste Schulleiter, den es gibt. Das Konzept hier ist toll, weil man damit viel besser lernen kann. Die Schlägerei war nicht so schlimm, wie es in der Zeitung berichtet wurde. Wir bitten Sie, so etwas nicht wieder zu tun, auch anderen Schulen gegenüber nicht. Zwei Unterzeichnerinnern der Klasse 5b der ERS Freisen- Wir sind nicht erfreut, was Sie über unsere Schule schreiben. Die ERS Freisen ist keine Prügelschule. Wir lernen hier das Lernen und nicht das Prügeln. Die Schlägerei ist gar nicht so verlaufen, wie Sie es in Ihrem Artikel berichtet haben. Die Sache mit dem Reizgas war nicht so, wie Sie es beschrieben haben. Hören Sie auf, unsere Schule zu beschmutzen, denn das ist eine gute Schule, und hier gefällt es uns sehr. Sie haben keine Ahnung, wie die Lehrer sich hier anstrengen, um eine gute Schule zu machen. Vier Unterzeichner der Klasse 5b der ERS Freisen red