„Willkommen im Labyrinth – Künstlerische Irreführungen“ Wie das Museum Marta Besucher in die Irre führt

Herford · (dpa) Wände, Decke und Boden des fast kreisrunden Saals bestehen aus Hunderten von Spiegeln. Von der Decke hängen fast 1000 farbige Lampen. Licht, Farbe und Raum vervielfältigen sich in den Spiegeln ins scheinbar Unendliche, Grenzen lösen sich auf.

 Auch von außen hat das von Frank Gehry erbaute Museum Marta im nordrhein-westfälischen Herford etwas Labyrinthisches.

Auch von außen hat das von Frank Gehry erbaute Museum Marta im nordrhein-westfälischen Herford etwas Labyrinthisches.

Foto: dpa/dpaweb/A3551 Oliver Krato

„Willkommen im Labyrinth – Künstlerische Irreführungen“: Wer die neue Schau des Museums Marta Herford besucht, kann die Orientierung verlieren.

 Die Spiegel-Installation des Cinesen Song Dong ist eines von nur sechs Kunstwerken, die bis 23. September in den Sälen der Gehry-Galerien zu sehen sind. Was zahlenmäßig eher wie eine Kabinettsausstellung daherkommt, entpuppt sich als großes (Ausstellungs)-Theater im besten Sinne. So setzt der österreichische Multimediakünstler Peter Kogler die Museumsarchitektur von Frank Gehry völlig neu in Szene. Am Computer entwarf er schwarz-weiße Liniengeflechte, mit denen er die Wände überzieht und die Illusion von Wölbungen und Vertiefungen erzeugt.

Künstlerische Irreführungen sind die raumfüllenden Installationen allemal – wenn auch nicht Labyrinthe im eigentlichen Sinne. Also Wege, die zwar immer wieder die Richtung ändern, sich aber nicht verzweigen und so trotz aller Umwege stets zum Ziel führen. In einem Irrgarten hingegen gibt es Abzweigungen, Sackgassen und Wegeschleifen, in denen man sich verirren kann. Für die kulturhistorische Betrachtung des Phänomens „Labyrinth“ hätte man sich zahlreiche bekannte Exponate vorstellen können – die jedoch sucht man im Marta vergeblich. Dafür zeigt man eine Ausstellung in der Ausstellung: In Schaukästen liegen Notizen, Skizzen, Stiche von historischen Gärten und viele weitere Dokumente, die meisten stehen daneben in Regalen und stammen aus dem Nachlass von Hermann Kern, der 1982 bis 1985 Münchens „Haus der Kunst“ leitete und dort die Schau „Labyrinthe. 5000 Jahre Gegenwart eines Urbildes“ plante. Weil Kern 1985 starb, zerschlug sich das Projekt. Um eine kulturhistorische Aufarbeitung ging es dem Marta aber nicht, als sie sechs internationale Künstler um Beiträge zum Thema Labyrinth baten, so Marta-Chef Roland Nachtigäller. Für ihn sei es eine Denkfigur: ein Labyrinth als Raum, in dem man sich verirren kann, der gleichzeitig aber auch geschlossen und somit geschützt ist.

Und so darf man sich also auch den Einladungen zu Suche und Verirrung von Anne Hardy (Großbritannien), Royden Rabinowitch (Kanada) sowie Chiharu Shiota hingeben. Die Japanerin ließ kilometerlange rote Fäden zu einem unentwirrbar dichten und zugleich transparenten Netz knüpfen, das einen ganzen Saal in eine überdimensionale Spinnenhöhle verwandelt.

Bis 23.9.; Di-So: 11-18 Uhr.

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