Konzerte Wie man Komplexes so spielt, dass es nicht komplex klingt

Wemmetsweiler · Das saarländische Silent Explosion Orchestra unter Kevin Naßhan spielte im Wemmetsweiler Kuppelsaal Christian Pabsts Suite „Song of Opposites“.

 Mit sichtlichem Vergnügen an den Tasten: Pianist Christian Pabst am Sonntagabend beim Konzert im Wemmetsweiler Kuppelsaal.

Mit sichtlichem Vergnügen an den Tasten: Pianist Christian Pabst am Sonntagabend beim Konzert im Wemmetsweiler Kuppelsaal.

Foto: Sebastian Dingler

Es ist immer wieder imponierend, was der junge Schlagzeuger, Arrangeur und Komponist Kevin Naßhan in Sachen Jazz auf die Beine stellt. Mit seiner aus lauter jungen Jazzern zusammengesetzten Bigband, dem Silent Explosion Orchestra, stellt er häufig neue Repertoires zusammen. Oder er befasst sich, wie am Sonntag im Wemmetsweiler Kuppelsaal geschehen, mit dem Werk eines anderen Komponisten.

In diesem Fall handelte es sich um den saarländischen Pianisten Christian Pabst, der schon 2006 die Heimat verließ und jetzt in Amsterdam lebt. „Als Kevin mich gefragt hat, war ich sofort elektrisiert“, meinte Pabst in der Pause des Konzerts, nachdem seine Suite „Song of Opposites“ gerade verklungen war. „Ziemlich gerührt“ sei er, meinte der Komponist, „weil ich es zum ersten Mal so gehört habe, wie es eigentlich sein sollte, mit dem sinfonischen Sound.“ Bei Song of Opposites habe er versucht, klassische mit Jazz-Elementen zu verbinden. Gut, dass das Silent Explosion Orchestra schon auf eine länger andauernde Zusammenarbeit mit einem hochkarätig besetzten Streichquintett (an der ersten Geige Wolfgang Mertes) zurückblicken kann. So kamen die wunderbaren Klanglandschaften Pabsts zur vollen Geltung. „Mir geht es darum Musik zu machen, die komplex ist, sich aber nicht komplex anhört“, meinte dieser. Genau so war es auch. Selbst wenn der Pianist ein Motiv im Viervierteltakt über eine Passage im Fünfvierteltakt legte, entstand nicht der Eindruck von abgehoben-intellektuellem Jazz. Der Zugang zur Musik blieb jederzeit gewahrt.

Es ging nur darum, sich auf die Klangfarben des nahezu perfekten Sounds einzulassen. Gerne würde man all dies noch einmal auf CD nachhören, doch das wäre dann ein ganz anderer finanzieller Kraftakt, wie Kevin Naßhan sagte. Erstaunlich genug, wie es ihm immer wieder gelingt, so viele tolle Musiker auf die Bühne zu bringen, die sicherlich ein größeres Publikum als die 150 Zuhörer in Wemmetsweiler verdient gehabt hätten. Manchmal müsse er für dieses Projekt sogar etwas drauflegen, ansonsten hoffe er auf Eintrittsgelder und Sponsoren. Nach den Eindrücken des Konzerts, in dessen zweiter Hälfte das Silent Explosion Orchester seine eigenen Stücke präsentierte, kann man ihm dafür nur alles erdenklich Gute wünschen. 

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