Obwohl im Bereich der Privaten Krankenversicherungen (PKV) erheblicher Reformbedarf besteht und die beiden Kassenarten PKV und Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) eigentlich zusammengelegt werden müssten, "wird eine neue Bundesregierung es lediglich bei Planspielen belassen". Diese Auffassung vertrat der Gesundheitsökonom Professor Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen anlässlich des Herbstempfangs der Techniker-Krankenkasse, Landesvertretung Saarland. Eine Reform des PKV-Systems müsse auf jeden Fall sicherstellen, dass die Versicherten künftig den Anbieter wechseln können, ohne dass es zu massiven Beitragssteigerungen kommt. Derzeit sei ein Wechsel kaum möglich, weil die Versicherten die angesparten Altersrückstellungen nicht zu einem neuen Anbieter mitnehmen könnten.

Auch Saar-Gesundheitsminister Andreas Storm (CDU) sieht "erhebliche Herausforderungen auf die privaten Kassen zukommen". Unter anderem müssten sie ihre Ausgaben in den Griff bekommen. Die seien zwischen den Jahren 2000 und 2010 um 40 Prozent pro Kopf gewachsen. Außerdem müsste die PKV ihren Leistungskatalog weiterentwickeln. "Der Bereich der psychischen Erkrankungen ist kaum abgedeckt", kritisierte er. Dennoch sprach Storm sich dagegen aus, die beiden Kassenarten zusammenzulegen. "Die Nachteile wären größer als die Vorteile".

Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung Saar, forderte angesichts der PKV-Probleme trotzdem "Veränderungen in Richtung eines einheitlichen statt eines getrennten Versicherungsmarkts von GKV und PKV" - obwohl auch er die Risiken dieser Systemanpassung sieht. Diese bestehen unter anderem darin, dass der Honorarverlust der niedergelassenen Ärzte ausgeglichen werden müsse, wenn es keine PKV mehr gäbe. Dieser würden sich auf 4,3 Milliarden Euro pro Jahr belaufen.