Einfühlsam und quirlig: Liszt-Klavierabend

Saarbrücken. "Sposalizio", ein Gemälde Raffaels, das die Vermählung Mariens darstellt, reizte Liszt zu einem feierlich-ausdrucksvollen Klavierstück. Für den Pianisten Fedele Antonicelli von der Musikhochschule Saar war dieser mystisch verbrämte Satz aus den "Annés des pèlerinage" der willkommene Einstieg in einen Klavierabend zum 200

Saarbrücken. "Sposalizio", ein Gemälde Raffaels, das die Vermählung Mariens darstellt, reizte Liszt zu einem feierlich-ausdrucksvollen Klavierstück. Für den Pianisten Fedele Antonicelli von der Musikhochschule Saar war dieser mystisch verbrämte Satz aus den "Annés des pèlerinage" der willkommene Einstieg in einen Klavierabend zum 200. Geburtstag Liszts, zu dem der Richard Wagner-Verband Saar am Freitag in die Musikhochschule eingeladen hatte. Liszt, der Schwiegervater Richard Wagners, war empfänglich für Anregungen aus Malerei und Dichtkunst. Sein Klavierpoem "Vallée d'Obermann" zeichnet mit lyrischem Einfühlungsvermögen die tiefe Naturverbundenheit eines französischen Briefromans von Senancourt (1770-1846) ab und transponiert sprachliche Eleganz in rezitativische Lockerheit.Antonicelli war im Zugreifen nicht zimperlich und ließ mitunter massige Akkordfolgen wirksam aufeinanderprallen. In wohlüberlegter Ökonomie gab er empfindsamen Passagen Raum, beflügelte mit zartem Anschlag das Poetische und setzte mit quirliger Lauftechnik Akzente. Trotz kleinerer Patzer eine feine Leistung, die Wertherische Schwärmerei und Naturdämonie zu künstlerischer Einheit verband.

Zu Beginn hatte Antonicelli in einer sachkundigen Einführung den Zuhörern die Besonderheiten des Programms erläutert und ihnen den ästhetischen Zugang zu den Stücken erleichtert. Besonders zum letzten Konzertteil, der Liszt-Transkription von Beethovens 6. Symphonie, waren seine Kommentare erhellend, weil hier peinliche Werktreue und solistische Virtuosität Hand in Hand schwierige Wegstrecken zu bewältigen haben. pes

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