Die Front um den Dispo-Kredit bröckelt

Saarbrücken/Berlin · Viele Kreditinstitute haben sich heute schon dazu verpflichtet, Kunden mit einem überzogenen Girokonto eine günstigere Finanzierungsalternative anzubieten. Sie kommen dem Gesetzgeber damit zuvor.

In die Diskussion um die Dispo-Zinsen beim Girokonto ist Bewegung gekommen. Die von Commerzbank-Chef Martin Blessing geforderte Dispo-Nutzungsbremse (wir berichteten) gibt es schon bei vielen Instituten. Das ergab eine Umfrage unserer Zeitung. Bei dieser "Notbremse" sollen die Banken gezwungen werden, den Kunden, deren Konto längere Zeit rot ist, eine günstigere Alternative aufzuzeigen.

"Die Sparkassenberater gehen heute schon auf Kunden mit einem längeren Finanzierungsbedarf zu", heißt es beim Sparkassenverband Saar. Viele Sparkassen würden einen sogenannten "Kontowecker" anbieten oder dieses Angebot planen. Dieser Wecker benachrichtigt den Konto-Inhaber auf Wunsch - zum Beispiel, wenn ein bestimmter Betrag unter- oder überschritten wird. Auch die Bank 1 Saar hat bereits Stoppschilder eingebaut. Sobald ein Kunde in den roten Dispo-Bereich rutscht, "ist nach 30 Tagen verpflichtend, ein Beratungsgespräch mit ihm zu führen", heißt es in einer Stellungnahme der Genossenschaftsbank.

Union und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, Institute gesetzlich zu verpflichten, Kunden mit einem überzogenen Konto zu warnen und bei längerer Inanspruchnahme günstigere Alternativen anzubieten.

Neu aufgeflammt ist auch die Diskussion um den sogenannten Überziehungszins. Dieser wird fällig, wenn der von der Bank eingeräumte Dispo-Kreditrahmen nicht ausreicht und der Konto-Inhaber ohne Rücksprache mit dem Kreditinstitut weitere Schulden macht. Am Osterwochenende gab die Sparda Bank in Baden-Württemberg bekannt, dass sie im Juli die Zinsen für die Überziehung des Dispo-Kredits abschaffen werde.

Ringen um Referenzzins

Ein Sprecher der Sparda Bank Südwest erklärte gegenüber dem "Saarländischen Rundfunk", dass das im Saarland und Rheinland-Pfalz tätige Geldhaus diesen Schritt nicht vollziehen werde. Der Dispozinssatz bei der Sparda Bank Südwest liegt derzeit bei 11,5 Prozent pro Jahr. Beim Überziehen des individuellen Disporahmens werden 15,5 Prozent fällig. Doch die Front bröckelt. Die PSD Bank Rhein-Neckar-Saar will den Überziehungszins ebenfalls ab 1. Juli abschaffen. Das kündigte gestern PSD-Vorstandschef Jürgen Wunn an. Dieser Aufschlag lag bei der PSD Bank seit ewigen Zeiten vier Prozentpunkte über dem Dispozins von derzeit 7,24 Prozent.

Wunn hätte auch nichts dagegen, wenn die Höhe des Dispo-Zinses gesetzlich gedeckelt und sich an einen Referenzwert orientieren würde. "Dann hätte die unsinnige Diskussion um den Wucherzins ein Ende." Die Bank 1 Saar weist darauf hin, dass sich der Dispo bereits an einem Referenzzins orientiere. Aber die jetzige Regelung sei zu starr. "Er darf nur einmal angepasst werden, und dieser Wert ist dann festgeschrieben", kritisiert ein Sprecher. Hier müsse ein echter Bewegungsspielraum h er.

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