Der Tausendsassa auf Liszts Seelenplüsch

Luxemburg. Ausverkauft das Haus, der Auftrittsapplaus wogt erwartungsvoll. Starpianist und Tausendsassa Lang Lang gastierte am Sonntag in der Philharmonie. Beethoven! Wie wird er ihn spielen? Die frühe C-Dur-Sonate op.2/3, ein strahlend virtuoses Stück, in dem Tonleitern, Arpeggien, Oktav- und Akkordpassagen nur so sprühen

Luxemburg. Ausverkauft das Haus, der Auftrittsapplaus wogt erwartungsvoll. Starpianist und Tausendsassa Lang Lang gastierte am Sonntag in der Philharmonie. Beethoven! Wie wird er ihn spielen? Die frühe C-Dur-Sonate op.2/3, ein strahlend virtuoses Stück, in dem Tonleitern, Arpeggien, Oktav- und Akkordpassagen nur so sprühen. Lang Lang rückt das in die Nähe des Beethoven-Lehrmeisters Haydn: transparent, luftig, unbeschwert.Im Adagio-Nachtstück gibt er sich ganz romantischer Stimmung, ruhevollem Aushören hin. Zehn Jahre später ist die "Appassionata" entstanden, mit ihrem alle bisherigen Sonaten-Rahmen sprengenden Ausdruck. Lang Lang gelingt ein Spannungsbogen, der erst mit dem Schlussakkord des wild taumelnden, stampfenden Tanzfinales grandiose Erfüllung findet. Technik ist für den chinesischen Virtuosen kein Thema, Ausdruck fast alles. Die besondere Atmosphäre seines Spiels scheint in der Fähigkeit zu liegen, Rhythmus unabhängig von Metrum-Schwerpunkten zu fühlen.

So auch in Isaac Albéniz' erstem Heft von "Iberia". Impressionen, getragen vom Heimweh nach Andalusien. Sehnsüchtige Volksweisen, strenge Rhythmen, ausgelassener Tanz. Lang Lang ist auch in dieser Welt perfekt.

Der Kriegseintritt der Sowjetunion prägt Sergej Prokofieffs 7. Sonate entscheidend. Hart die Auseinandersetzung in den Ecksätzen, ein Pandämonium wilder Motive, Rhythmen, perkussiver Elemente. Wohltuend unterbrochen durch einen langsamen Walzer, der "alte, unbenennbare Tage" beschwört. Die finale Toccata fordert wuchtig zu Kampfbereitschaft, die "standing ovation" zwei liebliche Zugaben aus Franz Liszts Seelenplüsch. fa

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