Der Bliesgau, die „Toskana des Saarlandes“

Wozu in ferne Länder reisen, wo es direkt vor der eigenen Haustür doch so schön ist? Im Bliesgau – der „Toskana des Saarlandes“ – kommen Naturliebhaber voll auf ihre Kosten. Malerische Burgen, traumhafte Wanderwege und geheimnisvolle Klöster laden ein zum Urlaub zu Hause.

 Das UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau ist geprägt von Streuobstwiesen, Buchenwäldern und der Auenlandschaft der Blies. Auf fünf Premiumwanderwegen können Besucher den Bliesgau und seine Sehenswürdigkeiten erwandern.

Das UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau ist geprägt von Streuobstwiesen, Buchenwäldern und der Auenlandschaft der Blies. Auf fünf Premiumwanderwegen können Besucher den Bliesgau und seine Sehenswürdigkeiten erwandern.

Foto: picture-alliance/ dpa/Becker & Bredel

Nicht umsonst hat sich die Region um die Blies den Beinamen „Toskana des Saarlandes“ verdient. Schöne Wälder, grüne Streuobstwiesen und weite Ausblicke machen eine Wanderung im UNESCO Biosphärenreservat zu einem unvergesslichen Erlebnis. Fünf Premiumwanderwege schlängeln sich durch die grüne Idylle. Von Halbtagestouren bis zu mehrtägigen Märschen ist alles dabei. So ist der Bliesgau ideal geeignet für Wanderneulinge und -profis gleichermaßen.

Manch einer findet einfaches Gehen allerdings zu eintönig. Auch in diesem Fall sorgt das Biosphärenreservat für Abhilfe. So zeigt der Orchi-
deenpfad anhand von zehn Stationen besondere Arten der schönen Blume. Auf der Schlossbergtour werden beeindruckende Burgen passiert. Und auch ein Teil
des Jakobswegs führt durch den Bliesgau.

Abseits der schönen Natur finden sich ebenfalls einige erlebenswerte Dinge in der Region. Mittelalterfeste auf der Kirkeler Burg etwa. Der Kirkeler Burgsommer ist jedes Jahr ein Highlight für Groß und Klein. Eigens für das Fest wird ein Handwerkerdorf aufgebaut. Kinder wie Erwachsene können sich dort an Handwerkstechniken wie der Bildhauerei, der Töpferei oder der Schmiedekunst versuchen. Für nicht ganz so aktive Besucher lädt die Burg im Mai zu einem Mittelaltermarkt ein. Auf dem Weinfest im Oktober und der Kirkeler Burgweynacht lässt sich das Jahr gekonnt ausklingen.

Ein ebenfalls historisches – wenngleich anderes – Erlebnis bietet die Klosterruine Wörschweiler. 1614 wurde die ehemals dreischiffige Basilika bei einem Unglücksfall zerstört. Die damalige Abtei des Zisterzienserordens befindet sich seit 1131 auf dem Klosterhügel. Noch heute lassen sich der Grundriss und die Grabplatten dank der Ausgrabungen gut erkennen.

Zum Übernachten lädt das Wallfahrtskloster Blieskastel. Dort lässt es sich wohnen wie die Mönche – selbstverständlich ohne Fernsehen und Internet. Die klostereigene Küche verwöhnt dafür mit regionalen Lebensmitteln aus dem Biosphärenreservat. Und auch der Klostergarten ist einen Besuch wert. Für das seelische Wohlergehen ist ebenfalls gesorgt, denn was wäre ein Wallfahrtskloster ohne Wallfahrtskapelle – perfekt für Pilger auf dem angrenzenden Jakobsweg. Fünf Pater und ein Bruder der polnischen Franziskaner Minoriten leben seit 2005 im Blieskasteler Kloster. Zwei von ihnen sind für die Wallfahrtsseelsorge zuständig.

Auch Nichtpilger können im Bliesgau außergewöhnlich übernachten. Dafür sorgen die „Schlaffässer“ in Bliesbrück. Bei Vogelgezwitscher aufzuwachen ist in jedem Fall ein besonderes Erlebnis. Es aus einem Campingfass heraus zu tun macht es nicht weniger erlebenswert. Vor allem im Sommer sind die Fässer ideal, wenn man abends nicht zurück ins stickige Haus möchte. Und auf nichts muss verzichtet werden: Neben dem Bett befinden sich Sitzmöglichkeiten für bis zu sechs Personen, Beleuchtung, Steckdosen und sogar eine Infrarotheizung in jedem Fass. Und im Gegensatz zum eigenen Zelt ist bereits alles zum Einzug bereit.

Eine schöne Wanderung von Bliesbrück entfernt befindet sich die Naturbühne Gräfinthal. Seit 1932 wird dort in idyllischer Lage echtes Freilichttheater präsentiert. 1500 Zuschauer lassen sich regelmäßig auf einer der schönsten und modernsten Freilichtbühnen Deutschlands verzaubern. Wie bei allen Aktivitäten im Freien besteht jederzeit das Risiko von schlechtem Wetter. Doch auch für diesen Fall ist das Theater bestens gerüstet, sodass nur sehr selten eine geplante Aufführung ausfallen muss. Der Spielplan beinhaltet klassische Kinderstücke wie das kleine Gespenst, aber auch anspruchsvollere Opern. Es ist also für jeden etwas dabei.

Ein weiteres historisches Highlight der Region ist der Europäische Kulturpark Bliesbrück-Reinheim. Beiderseits der deutsch-französischen Grenze werden in dem Archäologiepark Funde aus verschiedenen Epochen ausgestellt. Am bedeutendsten ist hierbei ein keltisches Fürstinnengrab samt Grabhügeln. Auch die kleinstädtische Römersiedlung und die antike Palastvilla locken die jährlich etwa 50.000 Besucher in den Bliesgau. Neben den Ausgrabungsstellen findet sich im Ausstellungszentrum des Parks jedes Jahr eine interessante Sonderausstellung.

Doch was wäre der Bliesgau ohne das Blieskasteler Wahrzeichen? Seit etwa 5.000 Jahren erhebt sich nahe des Ortes ein sieben Meter hoher Sandsteinkoloss. Der Gollenstein ist eines der ältesten Kulturdenkmäler Deutschlands und gilt als der größte Menhir in ganz Mitteleuropa. Sein Sinn ist bis heute nicht geklärt und lässt viel Spielraum für Fantasie.

Noch ist die „Toskana des Saarlandes“ ein Geheimtipp in Deutschland. Für die Idylle des Bliesgaus ist das nur von Vorteil. Wunderschöne Landschaften, interessante Historie und ansprechende Kultur zeichnen die Region aus und machen sie zum perfekten Urlaubsziel. Und das direkt vor der eigenen Haustür. mtr

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