Beeindruckende Klanglichkeit: Das Amaryllis-Quartett in Mettlach

Mettlach. Oft wird übersehen, dass Joseph Haydn seine Streichquartette opus 33 auf dem Höhepunkt des in Deutschland die geistige Elite umtreibenden "Sturm und Drang" geschrieben hat

Mettlach. Oft wird übersehen, dass Joseph Haydn seine Streichquartette opus 33 auf dem Höhepunkt des in Deutschland die geistige Elite umtreibenden "Sturm und Drang" geschrieben hat. Das junge Amaryllis-Quartett jedenfalls ließ gestern bei den Kammermusiktagen in der Alten Abtei in Mettlach keinen Zweifel daran, dass es ihm beim "Vogelquartett" nicht ums Vogelgezwitscher ging. Mit saftigem, schwungvollem Strich nahmen sie sich der "ganz neu Besonderen art" des Werkes an. Man mochte im Kopfsatz wohlgenährte Gefiederte konzertieren hören; das Scherzo führte der Primarius auf der G-Saite ungewöhnlich dunkel an, affektgeladen strömte das variiernde Adagio und das Presto des Finales bekam "all'ungharese" herrlich temperamentvollen Drive.Im Ensemble noch nicht gereift war ein danach vorgesehenes Werk von Fabián Panisello; dafür gab es Alban Bergs sechssätzige "Lyrische Suite" zu hören. In diesem komplexen Werk verarbeitete Berg Autobiographisches: Die unglückliche Liebesbeziehung zu Hanna Fuchs-Robettin. Von "goviale" über "amoroso, misterioso, estatico, appassionato, delirando und desolato" reichen Bergs Stimmungshinweise, denen die Interpreten nichts schuldig blieben. Mit unglaublich perfekter Intonation, weiter Dynamik und flexibel-genauem Zusammenspiel fand Bergs Stimmungs-"Oper" beeindruckende Klanglichkeit. Das F-Dur-Quartett des jungen Maurice Ravel wird gerne impressionistisch überparfümiert. Weit davon entfernt schaffte das Amaryllis-Quartett klare musikalische Strukturen. Thematische Bezüge mit weit gespannter Dynamik und reicher Farbigkeit bis zur finalen orchestralen Wirkung ließen eine spannende Interpretation entstehen. Begeisterter Beifall erbat eine Zugabe: Das vitale Finale aus Haydns "Reiterquartett" beendete dieses Streichquartett-Fest. fa

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