Laubfrösche ausgesetzt Eine neue Heimat für den Laubfrosch

Altstadt · Ein spezielles Ansiedlungsprogramm auf dem Bahnlog-Gelände soll den Laubfrosch vor dem Aussterben retten.

 Züchter Dieter Ihrig hatte 150 junge Laubfrösche dabei, die auf dem Bahnlog-Gelände ausgesetzt wurden.

Züchter Dieter Ihrig hatte 150 junge Laubfrösche dabei, die auf dem Bahnlog-Gelände ausgesetzt wurden.

Foto: Sebastian Dingler

Der Laubfrosch ist unter den hiesigen Amphibien sicherlich eine der beliebtesten Arten, schließlich besitzt er ein wunderbar leuchtendes Grün als Hautfarbe, das ihn vor den meisten Fressfeinden hervorragend schützt. Denn er verbringt sein Leben weitgehend hoch oben im Baum, eben wie der Name schon sagt: im Laub. Nur zur Paarung begibt er sich ins Wasser. Dennoch ist das Tier in unserer Region kaum noch anzutreffen. Bemühungen, ihn im Beedener Biotop anzusiedeln, scheiterten am Fischbestand der Laichgewässer.

Wie alle Amphibien kommt der Laubfrosch als Kaulquappe auf die Welt und ist somit ein beliebtes Futter für verschiedene Fische. Das ist auch ein Problem bei der Ansiedlung des Laubfroschs auf dem Bahnlog-Gelände bei Altstadt: Dort haben Laien Fische in den für die Art sehr wichtigen Brandweiher eingesetzt. Der von Bahnlog angestellte Biologe Christoph Bernd, zuständig für das Ansiedlungsprogramm, sieht das nicht ganz so dramatisch: „Durch die reichhaltige Vegetation werden die Larven einigermaßen geschützt.“ Den Chor an quakenden Männchen, der im Frühjahr und Sommer zu hören war, schätzt er auf zehn bis zwölf Exemplare. Die Population habe sich auf dem Gelände nachweislich auch schon vermehrt; letzten Samstag ging es darum, den Bestand stabil zu halten.

Dazu wurden 150 Jungtiere am Brandweiher ausgesetzt. Bernd dazu: „Man darf nicht zu früh aufhören, etwa weil man denkt, es funktioniert von alleine. Da kann immer mal wieder ein Loch in der Reproduktion entstehen. Wenn wir weiter auffüllen, steigern wir den Erfolg. Wir wollen ja einen Bestand, der in sich stabil ist und der sich nach außen ausbreiten kann, sodass neue Habitate erschlossen werden können.“ Die jungen Laubfrösche stammen von dem Darmstädter Züchter Dieter Ihrig. Dessen Hobby ist es, auf 600 Quadratmeter Fläche fast alle heimischen Amphibien und Reptilien zu halten. Es waren jetzt auch nicht die ersten Laubfrösche, die Ihrig ins Saarland gebracht hat. Nur sei ihm letztes Jahr in einer kalten Aprilnacht der gesamte Laich erfroren. Da habe er das Bahnlog-Gelände nicht beliefern können.

Doch wozu betreibt Bahnlog-Chef Jörg Michael Fries den ganzen Aufwand? Zum bisweilen geäußerten Vorwurf, er betreibe Greenwashing, sprich, er betreibe den Artenschutz nur, um von eigenen Umweltsünden abzulenken, sagte er, das hätte Bahnlog gar nicht nötig, denn: „Wir betreiben hier Recycling nach aktuellem Stand der Technik, im Sinne des Kreislaufwirtschaftgesetzes und zur Schonung von Ressourcen.“ Er selber habe als Hobby-Ökolandwirt ein Herz für die Natur. „Wir sind wach geworden durch die Ini­tiativen von Naturschützern, die sagten, auf dem Gelände befinden sich bestimmte schützenswerte Arten. Das war der Anlass mit Christoph Bernd zu sprechen“, erzählte Fries. Viele der Arten hätten sich ja gerade wegen der industriellen Nutzung des Geländes angesiedelt. Als Beispiel nannte Fries die Eidechsen, die gerne im Eisenbahnschotter nisten. Er wolle zeigen, dass Ökologie und Ökonomie auf dem Gelände miteinander einhergehen können. Und Bahnlog-Sprecher Hubert Immesberger fügte noch hinzu, dass das Ganze auch ein Spagat sei: „Auf der einen Seite ist das, was Christoph Bernd hier macht, riesig. Auf der anderen Seite wollen wir keinen Tourismus von sogenannten Naturliebhabern, die alles zertrampeln.“

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