Frankreich nicht vergessen! Große Chancen dank einer internationalen Schule

SAARBRÜCKEN Das Saarland sollte die Exzellenz seiner Informatik vernetzen mit der spezifischen Exzellenz des ganzen Landes, wie sie in der Frankreich-Strategie zum Ausdruck kommt: Es ist das einzige Bundesland, das die enge Kooperation mit dem wichtigsten Partner der Bundesrepublik nicht nur als eine politische Priorität beschlossen hat, sondern hierfür vor allem eine Fülle in langen Jahrzehnten gewachsener Strukturen in ganz unterschiedlichen Bereichen als Träger eines Strategiefächers ins Feld führen kann. Daraus folgen umgekehrt auch Verpflichtungen auf Bundesebene.

Die öffentliche Diskussion über die internationale Schule dreht sich in den vergangenen Tagen erstaunlicher Weise vor allem um das Englische. Frankreich spielt dagegen bisher kaum eine Rolle. Gerade in der Vernetzung von drei sprachlichen Orientierungen läge jedoch die strategische Chance für das Land, wenn es seine Alleinstellungsmerkmale weiter wirkungsvoll einsetzen möchte.

Staatspräsident Emmanuel Macron hat für Frankreich eine landesweite Exzellenzpolitik im Digitalisierungsbereich verkündet. Das läuft in Paris auf vielen Ebenen bereits überaus konkret. Derzeitige Informatik-Partner des Saarlandes wie Google sind auch dort an führender Stelle beteiligt. Das Saarland und Frankreich verfolgen dies bisher jedoch offenbar parallel und nicht vernetzt. Mit einer deutsch-französisch-englischen Vernetzung des Informatik-Bereiches und einer in diesem Sinne internationalen Schule könnte das Land jedoch eine weitere, europaweit ausstrahlende Exzellenz erhalten, die zudem vielfältig in weiteren Bereichen fundiert wäre. Kulturelle Attraktivität ist auf internationaler Ebene bekanntlich ein wichtiger Faktor zur Gewinnung hervorragender Persönlichkeiten.

In der Frankreich-Strategie des Landes steht das Französische – es ist hinreichend betont worden – in keinerlei Konkurrenz zum Englischen, im Gegenteil: In der modernen Welt ist Englisch unabdingbar. Die großen Chancen auf dem Arbeitsmarkt entstehen aus exakt diesem Grund aber durch die zusätzliche Beherrschung von Drittsprachen, für welche die Konkurrenz weit weniger zahlreich ist. Im Saarland sind die Bedingungen für das Französische am besten, an manchen anderen Standorten in Europa für andere Sprachen.

Falls sich die Informatik in der Frankreich-Strategie nicht intensiver engagieren möchte, sollte jedenfalls das Land in dieser Situation die neue Chance erkennen und politisch durchsetzen, um die Internationalisierung stets immer weiter zu aktualisieren. Und zwar so breit, wie das dem europäischen Charakter des Landes entspricht.

Denn das Land hat begrenzte Mittel. Strategisch müssen sie also mit bestmöglicher Effizienz eingesetzt werden. Über ein exzellentes deutsch-französisches Gymnasium verfügt das Saarland seit der frühen Nachkriegszeit. Das DFG vereint Schülerinnen und Schüler aus verschiedensten Kulturkreisen, und über das Französische hinaus haben mehrere Sprachen hier bereits einen festen Platz. Auch auf diesem Feld bietet Saarbrücken also glänzende Voraussetzungen, um nicht eine isoliert englischsprachige Initiative voranzutreiben, sondern auf der Basis des DFG die breite internationale Landeskompetenz in wirklich strategischen Formen dreisprachig weiter auszubauen.

Rainer Hudemann war bis 2013 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität des Saarlandes. Bis 2016 war er Professor für neuere Geschichte der deutschspachigen Länder an der Pariser Universität Sorbonne.

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