Elektroautos Das Saarland hofft auf eine Tesla-Fabrik

Palo Alto/Saarbrücken · Tesla-Chef Elon Musk will eine große Fabrik in Europa hochziehen. Das Saarland und Rheinland-Pfalz sind als Standorte im Gespräch.

 Vor einem Jahr hat Tesla-Chef Elon Musk den Tesla Model 3 vorgestellt. Mit diesem Elektroauto will er den Massenmarkt erobern.

Vor einem Jahr hat Tesla-Chef Elon Musk den Tesla Model 3 vorgestellt. Mit diesem Elektroauto will er den Massenmarkt erobern.

Foto: dpa/Andrej Sokolow

Der Elektroauto-Pionier Tesla hat zwar Produktionsprobleme und steckt tief in den roten Zahlen. Das hält den schillernden Firmenchef Elon Musk aber nicht von großen Expansionsplänen ab. Obwohl Teslas US-Werke derzeit Großbaustellen sind, will der umtriebige Tech-Milliardär Batterie- und Autofabriken in Asien und Europa hochziehen. Deutschland sei „die bevorzugte Wahl für Europa“, twitterte Musk im Juni und ließ damit die Herzen hiesiger Tesla-Fans höher schlagen. Lokalpolitiker, die ihre Bundesländer gerne mit einem Werk des angesagten Autobauers schmücken wollen, fackelten nicht lange und rollten den roten Teppich aus.

So werben das Saarland und Rheinland-Pfalz für sich als mögliche Standorte. Das Saarland signalisierte bereits im Juni öffentlich Interesse als Standort für Tesla. Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und seine Stellvertreterin, Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD), warben per Brief an Musk für ihr Land als Standort einer Fabrik. Und sie hätten Antwort bekommen, hieß es in der Staatskanzlei Saarbrücken: „Das Angebot wurde von Tesla aufgegriffen, und man zeigt sich dort gesprächsbereit.“ In dem Antwortbrief sei ein Kontaktmann genannt worden, der Tesla in Europa vertritt, erläuterte Rehlinger. Mit diesem wolle man einen ersten Termin vereinbaren. Außerdem sagte sie, dass sie sich gerne mit Tesla-Gründer Musk treffen wolle, wenn sie im Herbst nach Kalifornien ins Silicon Valley – bei San Francisco – reise. Musk wohnt auch in Kalifornien, hat seinen Hauptwohnsitz aber in Bel Air, einem Stadtteil von Los Angeles. Das Saarland sieht sich in der Automobilindustrie breit aufgestellt und als einer der weltweit führenden Standorte für Informatik und Künstliche Intelligenz.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung bestätigte gestern ebenfalls einen Kontakt. „Selbstverständlich ist das Wirtschaftsministerium mit dem Unternehmen in einem guten Austausch“, erklärte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Mainz. Sie verwies darauf, dass mit Tesla Grohmann schon ein Standort von Tesla in Rheinland-Pfalz vorhanden sei. Tesla äußerte sich zu Gesprächen mit potenziellen Partnern in Europa nicht. Die Kalifornier hatten die Firma Grohmann mit Sitz im Eifelstädtchen Prüm im November 2016 gekauft. Grohmann baut automatisierte Anlagen für die Fahrzeugproduktion.

Auch Nordrhein-Westfalen brachte sich als Standort ins Spiel. Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) informierte das Unternehmen laut Ministerium über den geplanten Green Battery Campus in Euskirchen als idealen grenznahen Standort.

Bisher seien die Gespräche mit dem Unternehmen noch in einem frühen Stadium, berichtete gestern das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Zudem verhandele der Autobauer auch mit Regierungsvertretern aus den Niederlanden. Dort hat Tesla seinen Europa-Hauptsitz. Musk hatte in seinem Tweet erklärt, es könne sinnvoll sein, die europäische „Giga-Factory“ an der deutsch-französischen Grenze zu bauen, nahe den Benelux-Ländern.

Damit würde Tesla sich dicht an seinen wichtigsten Absatzmärkten auf dem Kontinent positionieren. Derzeit hat das Unternehmen aus Palo Alto in der kalifornischen Tech-Hochburg Silicon Valley aber ganz andere Sorgen. Die Massenproduktion des Hoffnungsträgers Model 3, das in der Einsteigerversion 35 000 Dollar kosten soll, läuft holprig, außerdem stehen zunächst andere Großprojekte wie die Planung eines Werks in China an. Bei einem Aktionärstreffen im vergangenen Monat stellte Musk bis Jahresende seine Entscheidung für Europa in Aussicht. Doch der Tesla-Chef hat einen Hang zu Verspätungen und hält seine zeitlichen Vorgaben häufig nicht ein.

Das Model 3, das erste günstigere E-Auto von Tesla, mit dem der Massenmarkt erobert werden soll, macht viele Probleme. Das Fertigungsziel von 5000 Autos pro Woche musste mehrfach verschoben werden und wurde erst Ende Juni erreicht. Um Musks ambitionierte Vorgaben einhalten zu können, muss die Produktion rasch weiter hochgefahren werden. So gesehen ist Tesla mit den bisherigen Werken – einer Autofabrik im kalifornischen Fremont und einer großen Batteriefertigung in der Wüste Nevadas – ausreichend im Stress.

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