Lebensmittel Rewe zieht bei Fleischkennzeichnung nach

Köln/Hamburg · Discounter informieren bei Fleisch immer öfter über die Haltung der Tiere. Rewe will das nun auch einführen, Edeka zögert noch.

 Der Discounter Lidl war Vorreiter und hat im Februar bei Fleisch ein eigenes System eingeführt, um über die Haltung der Tiere zu informieren.

Der Discounter Lidl war Vorreiter und hat im Februar bei Fleisch ein eigenes System eingeführt, um über die Haltung der Tiere zu informieren.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Es ist eigentlich paradox: Wer beim Fleischeinkauf nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Haltungsbedingungen der Tiere Wert legt, hat es im Moment bei den Discountern leichter als in den teureren Supermärkten. Denn Lidl, Aldi, Netto, Penny und Kaufland haben zum Teil schon vor Monaten mit der Einführung einer vierstufigen Kennzeichnung begonnen, die auf den ersten Blick Auskunft über die Haltungsbedingungen der Schlachttiere gibt. Nur die Supermarktketten Edeka und Rewe machen bisher bei der Kennzeichnung nicht mit.

Doch dabei soll es nicht bleiben. Nach den Discountern will auch die Supermarktkette Rewe noch in diesem Jahr bei sämtlichen Eigenmarken aus den Selbstbedienungsbereichen Frischfleisch und Geflügel eine Haltungskennzeichnung einführen, wie ein Firmensprecher sagte. Auch an den Frischfleischtheken soll über die Umstände der Aufzucht informiert werden. Dass Rewe als Supermarktkette länger für die Einführung einer Haltungskennzeichnung brauche als die Discounter, liege an den viel größeren Sortimenten und den komplexeren Strukturen im Unternehmen, teilte der Handelsriese mit. Das mache die Einführung „etwas zeitaufwendiger“.

Der Rivale Edeka prüft unterdessen noch, „ob eine Umsetzung im Vollsortimentsgeschäft von den Kunden angenommen werden würde und auf welche Weise diese Informationen an der Bedientheke kommuniziert werden können“. Das Unternehmen habe das Ziel, den Anteil tierischer Produkte, bei denen Zucht, Haltung, Transport und Schlachtung der Nutztiere den wachsenden Anforderungen der Kunden gerecht werde, kontinuierlich auszubauen, sagte ein Sprecher. Eine reine Ausweisung der Haltungsform sei allerdings kein Indiz dafür, dass sich das Wohl der Tiere erhöhe, bemängelte er.

Die SB-Warenhauskette Real will bei dem Trend zu eigenen Tierschutz-Labeln des Handels nicht mitmachen. Befragungen hätten eindeutig ergeben haben, dass unterschiedliche Haltungskennzeichnungen für den Verbraucher schwer nachvollziehbar seien, erklärte der Händler. „Eine eindeutige Hilfe für den Kunden sehen wir nur in einer bundesweit gültigen gesetzlichen Regelung.“ Das könnte aber noch dauern. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) strebt aktuell an, dass das geplante staatliche „Tierwohllabel“ bis 2020/21 in die Supermärkte kommt.

Bis dahin werden wohl die selbst gestrickten Kennzeichnungen der großen Handelsketten das Bild bestimmen. Vorreiter war Lidl. Die Discount-Kette präsentierte im Februar ihr eigenes System zur Kennzeichnung der Haltungsbedingungen, an dem sich alle anderen mehr oder weniger orientierten. Das Unternehmen hofft, dass die Verbraucher durch die Kennzeichnung verstärkt Produkte aus tiergerechterer Haltung kaufen. Erklärtes Ziel von Lidl ist es, dass bereits Anfang kommenden Jahres rund die Hälfte der Frischfleischprodukte mindestens der Stufe zwei entsprechen, den Tieren also mehr Platz und Spielmaterial garantieren.

Ob die Bereitschaft der Verbraucher, für das Tierwohl tiefer in die Tasche zu greifen, dafür groß genug ist, sei noch nicht klar, heißt es bei Lidl. „Für eine zuverlässige Auswertung, ob Verbraucher durch ihr Einkaufsverhalten Fleisch aus einer tierwohlgerechteren Haltung fördern, ist es noch zu früh.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort