Auf den Spuren der Wikinger

Ribe · Nahe der Nordseeküste liegt Ribe, Dänemarks älteste Stadt. Rund um den mächtigen Dom flanieren die Besucher durch die schmalen Gassen des mittelalterlichen Zentrums und treffen auf manche Spur einer alten Stadtgeschichte.

 Über den Fluss Ribe Å fuhren die Wikinger schon im 8. Jahrhundert hinaus auf die Nordsee. Foto: visitribe.dk

Über den Fluss Ribe Å fuhren die Wikinger schon im 8. Jahrhundert hinaus auf die Nordsee. Foto: visitribe.dk

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Mit den Wikingern fing alles an. Jedenfalls in Ribe , Dänemarks ältester Stadt. Gehen wir zurück ins Jahr 700 und blicken in den Süden des Landes. Dort hatten die Nordmänner auf einer Ackerfläche einen Handelsplatz angelegt, der mit der Zeit erblühen und Händler aus nah und fern anlocken sollte. Seine Lage am nördlichen Ufer des Flusses Ribe Å war perfekt, denn so gelangten die Wikinger mit dem Schiff ins nahe Wattenmeer, von wo aus ihnen ganz Europa offenstand.

1300 Jahre später erzählt das "Ribe Vikinge Center" dieses spannende Kapitel aus Ribes Geschichte. Einer Geschichte, die sich sehen, hören, riechen, berühren lässt. Zahlreiche Freiwillige spielen in einem Freilichtmuseum das Leben der Wikinger nach. Wer sich als Besucher über die Wege zwischen Feldern und Weiden bewegt, vorbei an Marktplatz, Werkstätten und Wohnhäusern, wer Weber, Perlenmacher und Schneider bei der Arbeit sieht, spürt deutlich die Atmosphäre der Vergangenheit. Der echte Wikingermarkt lag aber nicht auf dem Gelände des Freilichtmuseums, sondern dort, wo jetzt das "Museet Ribes Vikinger" steht und Ausgrabungen eine riesige Menge an Funden ans Tageslicht beförderten, die vom Schiffsanker über Küchenabfälle und 1200 Jahre alten Hundekot bis zu Schlittschuhen aus Pferdeknochen reichen. Mit Hilfe von Fundstücken, Modellen und Fotos zeichnet das Museum 1000 aufregende Jahre nach. Für die Zeit der Wikinger in Ribe war dabei das Jahr 860 schicksalhaft, denn ab da hielt das Christentum Einzug in die Stadt. Der einstige Sommermarkt war inzwischen zum bedeutendsten Handelsort des Nordens samt umliegender Siedlung gediehen, als Mitte des neunten Jahrhunderts der Mönch Ansgar vom dänischen König die Erlaubnis bekam, am Südufer des Ribe Å eine Kirche zu bauen und das Christentum zu verbreiten. Mit Erfolg. "Die Wikinger wurden Christen und wollten nun lieber rund um das neue Gotteshaus wohnen, statt neben den Heiden auf der anderen Flussseite", berichtet Gästeführer Richard Kværnø.

Aus der Holzkirche wurde im fortschreitenden Mittelalter ein Dom, der im romanischen Stil begonnen, im gotischen vollendet wurde - umringt von Häusern aus Holz, Lehm und Fachwerk. Ribe gewann immer mehr an Bedeutung. 1580 wütete dann eine Feuersbrunst und zerstörte fast die gesamte Stadtmitte. Es folgten Sturmfluten und Pestepidemien, die die Bevölkerung dezimierten und den Niedergang des Handelszentrums einläuteten.

Das Ribe von heute ist klein und provinziell, touristisch aber ganz groß. Das idyllische Stadtbild zieht Besucher an, die auch abseits belebter Straßen auf Entdeckungstour gehen, die über holpriges Pflaster durch Gassen streifen, begleitet von alten Häusern, darunter viel roter Backstein, viel schiefes Fachwerk. In manchen von ihnen öffnen sich Pforten in schöne Innenhöfe, "in die man hineingehen darf, wenn die Türen offen stehen", so Kværnø.

Ein Prachtstück heimischer Architektur liegt gleich am Torvet, am Markt: das "Weis Stue". Es stammt aus dem Jahr 1600 und ist einer der ältesten Gasthöfe Dänemarks. Ganz wunderbar sitzt und speist man in der vorderen großen Stube, unter einer dunklen Holzbalkendecke und zwischen Wänden mit holländischen Kacheln und Holzvertäfelungen. Von einem hübschen Zweiertisch im Erker blickt man auf den Markt, auf das Hotel Dagmar, das älteste Hotel Dänemarks, und auf den Dom, dessen mächtiger Baukörper aus Tuff- und Backstein die flache Landschaft weit überragt.

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Auf einen BlickRibe war im Mittelalter eine blühende Handelsmetropole. Heute ist die älteste Stadt Dänemarks mit 8126 Einwohnern eher beschaulich. Doch zahlreiche Bauwerke, wie der Dom, erinnern an ihre einstige Blütezeit. redribevikingecenter.dkvisitribe.dk

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