Mit der Rechnung kommt der Schock Stolze Preise für Smartphone-Reparatur

Berlin · Internetfähige Mobilgeräte werden leistungsfähiger, kompakter und teurer. Das wirkt sich auch auf die Kosten für Ausbesserungen aus – sie erreichen Höchststände. Wer deshalb selbst Hand anlegen will, geht Risiken ein.

 Ein unbedachter Moment, schon liegt das Smartphone auf dem Boden und der Bildschirm ist hinüber. Das kann gerade bei den Spitzenmodellen der Hersteller Apple und Samsung ins Geld gehen. Mehr als 300 Euro werden dort bei einer Reparatur des Displays fällig.

Ein unbedachter Moment, schon liegt das Smartphone auf dem Boden und der Bildschirm ist hinüber. Das kann gerade bei den Spitzenmodellen der Hersteller Apple und Samsung ins Geld gehen. Mehr als 300 Euro werden dort bei einer Reparatur des Displays fällig.

Foto: dpa-tmn/Alexander Heinl

Apples neues Top-iPhone X ist mit mehr als 1100 Euro nicht nur das teuerste Smartphone in Großserie, der US-Konzern verlangt auch für Reparaturen stolze Preise. Muss das Display ausgetauscht werden, berechnet die hauseigene Werkstatt mehr als 320 Euro. Für jeden „sonstigen Schaden“ werden Apple zufolge 611 Euro fällig – manches Spitzen-Smartphone der Konkurrenz ist günstiger.

Nicht nur Apple-Kunden müssen mitunter tief in die Tasche greifen. Der Bildschirm-Austausch kann auch bei Samsungs Top-Smartphones aus der Galaxy-S-Serie mehr als 300 Euro kosten. Bei älteren Modellen beider Hersteller kommt man oft deutlich günstiger weg.

Doch wieso haben sich Smartphone-Reparaturen so verteuert? Den Grund sieht Stefan Kirchner vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“ in der Bauform: „Immer kompakter werdende Gehäuse bei mehr Display sehe ich kritisch. Dadurch wird es eng im Gehäuse, wo auch noch der Akku Platz finden muss.“

Bastler können sich im Internet Reparatursets bestellen. Ersatzdisplays für das iPhone 7 Plus oder das Samsung Galaxy S7 kosten etwa beim Anbieter iFixit jeweils rund 150 Euro. Die Reparaturanleitung gibt es online gratis dazu. Auch Fixxoo oder iDoc bieten Tutorials und verkaufen passende Reparatur-Kits dazu. Wer sich beim Kauf die Frage stellt, wie gut sich ein Smartphone reparieren lässt, müsste jedoch eigentlich die Finger von aktuellen Spitzenmodellen der meisten Anbieter lassen: „Dabei wird viel Kleber verwendet, in Kombination mit sehr empfindlichen Kabelverbindungen, was das Öffnen selbst schon zu einem Russisch-Roulette macht“, sagt Kirchner.

Die Smartphone-Hersteller reparieren entweder in eigenen Werkstätten oder verweisen wie Samsung auf autorisierte Werkstätten, die Originalteile verwenden. W-Support und Phone Service Center, zwei der Samsung-Partner, die aber auch Geräte anderer Marken reparieren, verlangen für den Bildschirmtausch des Samsung-Topmodells Galaxy S8 rund 300 Euro. Ein Akkutausch kostet bei W-Support 60 Euro.

Anders als etwa Samsung, Huawei oder auch LG beliefert Apple nur wenige Dienstleister mit Ersatzteilen, so Stefan Kirchner. Die meisten Werkstätten müssten daher bei iPhone-Reparaturen auf nachgebaute oder Ersatzteile aus ausgemusterten Apple-Telefonen zurückgreifen, deren Qualität schlechter sein könne.

Stefan Kirchner rät, jede unbekannte Werkstatt vor Auftragserteilung genau unter die Lupe zu nehmen: „Eine seriöse Werkstatt hat Mitarbeiter, die sich Zeit nehmen, die eine kostenfreie Abschätzung der Reparaturkosten machen und die eine Garantie auf die Reparatur geben.“ Misstrauisch werden sollte man bei allzu preiswerten Angeboten, sagt Kirchner. Denn schon Original-Ersatzteile seien kein Schnäppchen. „Wenn mit billigen Ersatzteilen gearbeitet wird, hat man meist nicht lange Spaß am reparierten Gerät.“ Stefan Kirchner rät Verbrauchern, sich bei Reparaturwerkstätten einen Kostenvoranschlag zu holen und dann abzuwägen, ob eine Reparatur lohnt.

Auch viele Elektronikmärkte reparieren, Media Markt und Saturn etwa vor Ort. Dort werden für Bildschirme von Top-Smartphones wie dem Samsung Galaxy S8 ebenfalls rund 300 Euro fällig, ein älteres Galaxy S4 erhält dagegen für deutlich günstigere 100 Euro ein neues Display.

Sogenannte Versandwerkstätten mit wenigen oder gar keinen Filialen wie Handyreparatur 123 oder Letsfix lassen sich defekte Smartphones per Post zuschicken. Es gibt zudem Dienstleister wie Reparando, die beim Kunden vor Ort reparieren, ein Service, der etwas mehr kostet. Portale wie Clickrepair.de oder Handyreparaturvergleich.de vergleichen Dienstleister und ihre Preise.

Die meisten Hersteller schreiben in ihre Garantiebedingungen, dass Garantieansprüche verloren gehen können, wenn der Kunde in nicht autorisierten Werkstätten reparieren lässt. Bei Garantien von Herstellern gilt: „Den Umfang dieser freiwilligen Leistungen können die Hersteller selbst festlegen“, erklärt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „So kann eine Hersteller-Garantie zum Beispiel viele Schadensfälle gänzlich ausschließen. In anderen Fällen kann sie aber auch ein Plus gegenüber der gesetzlichen Gewährleistung sein.“ Ein Studium der Garantiebedingungen kann sich also lohnen.

Egal, wer repariert: Es besteht immer die Gefahr, dass alle Daten auf dem Smartphone bei der Reparatur gelöscht werden, warnt die Stiftung Warentest. Daher müssen Nutzer ihre Daten vorher auf dem Rechner sichern und die SIM- sowie eine etwaige Speicherkarte herausnehmen.

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