Rückkehr auf den Handymarkt Microsoft will ein Falt-Smartphone bauen

New York · Vor einigen Jahren ist der Softwarekonzern aus dem Handygeschäft ausgestiegen. Jetzt will er wieder mitmischen.

 Das Surface Duo ist seit Jahren das erste Smartphone, das Microsoft selbst herstellt. Es soll im nächsten Jahr in den Handel kommen.

Das Surface Duo ist seit Jahren das erste Smartphone, das Microsoft selbst herstellt. Es soll im nächsten Jahr in den Handel kommen.

Foto: AP/Mark Lennihan

Softwarehersteller Microsoft will im Smartphone-Geschäft wieder mitmischen. Der US-Konzern plant ein neues Gerät mit dem Namen Surface Duo. Damit es sich von klassischen Smartphones abhebt, kommt es mit zwei Bildschirmen mit 5,6-Zoll (ca. 14,2 Zentimeter) Diagonale, die zu einem großen Monitor aufgeklappt werden können. Es handelt sich nicht um einen biegsamen Faltbildschirm wie bei den Smartphone-Herstellern Samsung und Huawei. Das neue Microsoft-Telefon besteht aus zwei getrennten Bildschirmen, die mit Metallscharnieren verbunden sind. Das Gerät soll Weihnachten 2020 in die Geschäfte kommen.

Anders als die alten Windows-Phones soll das neue Microsoft-Smartphone mit Googles mobilem Betriebssystem Android laufen. Laut Microsoft werden alle Android-Apps auf dem neuen Mobiltelefon verfügbar sein.

Damit will der Softwarehersteller auf einen Markt zurückkehren, auf dem er zuvor kläglich gescheitert war. Microsofts eigenes mobiles Betriebssystem, das ebenso wie die dazugehörigen Geräte auf den Namen Windows Phone hörte, konnte sich nicht gegen die Konkurrenz von Googles Android und Apples iPhones durchsetzen. Auch dass Microsoft das Handy-Geschäft des finnischen Telekommunikationskonzerns Nokia übernahm, um sein Knowhow zu verstärken, half nichts. Microsoft verlor Milliarden und stieg am Ende ganz aus dem Smartphone-Geschäft aus.

Nun will Microsoft mit einem Android-Telefon wieder mitmischen. Über Jahre hinweg wäre es undenkbar gewesen, dass sich Microsoft auf Software des Konkurrenten Google stützt. Die Zeiten haben sich allerdings geändert. Mittlerweile sind alle wichtigen Microsoft-Angebote für Android verfügbar und somit ließe sich das Gerät für den Privatkundenmarkt verkaufen oder als Einstiegsgerät im Unternehmensbereich.

Das Duo bekommt auch einen großen Bruder, den Tablet-Computer Surface Neo, mit zwei aufklappbaren Neun-Zoll-Bildschirmen (ca. 23 cm) sowie dem neuen Betriebssystem Windows 10 X, das das Arbeiten mit zwei Bildschirmen optimieren soll. Angekündigt sind zudem kompatible Geräte mit Windows 10 X auch von Herstellern wie Asus, Dell, HP oder Lenovo.

Das Konzept eines Smartphones zum Auffalten gibt es bereits seit einiger Zeit. Mehr als jeder dritte Deutsche kann sich laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom vorstellen, ein solches Gerät zu nutzen. Drei von vier Befragten haben bereits von faltbaren Smartphones gehört. Dass diese Handys je nach Situation groß oder kompakt sein können, bewerten die meisten als den Hauptpluspunkt der Geräte. Für jeden Zweiten sei es positiv, dass sie mit einem solchen Mobiltelefon einen größeren Bildschirm zur Verfügung haben. Damit könne mit mehreren Anwendungen gleichzeitig gearbeitet werden. Das sehe ein gutes Drittel der Befragten als Gewinn an, so Bitkom.

 Samsungs Galaxy Fold ist inzwischen erhältlich.

Samsungs Galaxy Fold ist inzwischen erhältlich.

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer
 Huawei will sein Mate X zunächst nur in China verkaufen.

Huawei will sein Mate X zunächst nur in China verkaufen.

Foto: Huawei

Die Idee eines faltbaren Smartphones findet also Anklang, an der Umsetzung hapert es bislang jedoch. Der südkoreanische Technikkonzern Samsung hatte sein Falt-Smartphone Galaxy Fold bereits im April vorgestellt, der chinesische Konkurrent Huawei zog mit seinem ebenfalls faltbaren Mate X kurz darauf nach. Beide Geräte sollten bereits im Handel sein, bisher ist nur das Samsung-Falt-Phone in Deutschland erhältlich. Huawei hatte sein Mate X im Sommer auf den deutschen Markt bringen wollen, nun soll es ab Oktober zuerst nur im Heimatland des Konzerns, in China, verkauft werden. Beide Hersteller mussten den Start ihrer Geräte verschieben, beide Male war der faltbare Bildschirm das Problem. Samsung hatte sein Galaxy Fold bereits im Mai an Tester verteilt, die alle schon nach kurzer Zeit über Schwierigkeiten mit dem Display berichteten. Samsung zog das Fold zurück und brachte es Mitte September auf den deutschen Markt. Doch auch erste Testberichte des fertigen Geräts legen nahe, dass Nutzer mit dem Falt-Phone sehr vorsichtig umgehen müssen, um den Bildschirm nicht zu beschädigen. Das ist besonders wegen des Preises ärgerlich. Das Galaxy Fold kostet 2100 Euro, das Mate X soll mit 2300 Euro noch ein Stück teurer werden.

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